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Kann vom Körperfett freigesetztes THC für ein High-Gefühl sorgen?
Obwohl sie selten auftreten, wird anekdotisch von Cannabis-Flashbacks berichtet. Hier werfen wir einen Blick darauf und untersuchen, ob in Fettzellen eingelagertes THC Menschen Wochen oder sogar Monate nach dem letzten Konsum high fühlen lassen könnte.
Inhaltsverzeichnis:
Wenn wir Drogen nehmen, erwarten wir, uns high zu fühlen. Wir rechnen jedoch nicht damit, die Effekte noch Tage, Wochen oder sogar Monate nach dem Konsum zu spüren. Obwohl sie selten auftreten, berichten manche Menschen von diesen sogenannten "Flashbacks".
Hier untersuchen wir, wie Cannabis im Körper eingelagert wird und ob dies im Zusammenhang mit Nutzerberichten stehen könnte, denen zufolge die Wirkung von Cannabis noch lange nach dem Konsum verspürt wird.
Kann man sich high fühlen, ohne irgendetwas zu nehmen?
LSD ist berühmt (oder berüchtigt) dafür, Flashbacks auszulösen. Auch wenn es ein umstrittenes Phänomen ist, wird häufig genug davon berichtet, um in den Bereich des Drogenallgemeinwissens eingegangen zu sein. Doch was ist mit Cannabis-Flashbacks? Wenn man bedenkt, wie breitflächig Weed konsumiert wird, scheint seine Fähigkeit, "wieder aufzutreten" und uns high fühlen zu lassen, wenn wir nichts genommen haben, weit hergeholt. Bei manchen scheint dies jedoch zu passieren.
In sehr seltenen Fällen könnten chronische Cannabisnutzer feststellen, dass sie sich high fühlen, selbst wenn sie auf Gras verzichten. Hierbei geht es auch nicht nur um den nächsten Tag. Manche Menschen beschreiben Fälle, in denen sie sich Wochen oder Monate nach dem Einstellen des Konsums high fühlen, was die Frage aufwirft: Warum fühle ich mich high, wenn ich nicht high bin?
Studien dazu sind rar, obwohl es sie gibt. Doch bevor wir uns mit ihnen befassen, müssen wir ein wenig von der Wechselwirkung von Cannabis mit dem Körper verstehen und wie es seine Effekte überhaupt ausübt.
Was ist THC?
Δ9-Tetrahydrocannabinol oder THC ist die psychotrope Verbindung in Cannabis, die das High hervorruft. Auch wenn es keineswegs das einzige aktive Cannabinoid in Cannabis ist, erweist es sich für unsere Diskussion als eines der relevantesten.
THC bindet an überwiegend im Gehirn vorkommende CB1-Rezeptoren, wobei es das natürlich produzierte Endocannabinoid Anandamid nachahmt. So übt es größtenteils seine Effekte aus. Obwohl es länger dauert, bis es abgebaut ist als Anandamid, wird THC immer noch ziemlich schnell verstoffwechselt; ansonsten wären wir tagelang high! Es bleibt jedoch länger im Körper, als seine ursprüngliche Wirkung anhält.
Wie lange ist THC im Körper nachweisbar?
Aber wenn das High nachlässt, ist das THC doch sicher aus unserem Körper verschwunden, oder? Nicht ganz. Tatsächlich ist das THC noch lange nachweisbar, nachdem das High abgeklungen ist.
Die meisten Cannabis-Drogentests setzen auf Urinproben. Bei starken Nutzern können die Proben bis zu sechs Wochen (oder mehr) nach dem Konsumstopp positiv testen. Aber hier ist der Haken: Diese Tests suchen eigentlich nicht nach THC. Der Großteil von Cannabis-Drogentests sucht nach THC-COOH, einem nach dem Konsum von THC in der Leber produziertem Metabolit. Obwohl THC-COOH darauf hindeutet, dass THC im Körper vorhanden war, heißt das nicht, dass dies im gegebenen Moment der Fall ist.
Fortschrittlichere Tests, die nach aktivem THC (Bluttests) suchen, werden kaum eingesetzt. Wenn sie zum Einsatz kommen, können sie THC bis zu einer Woche nach dem letzten Konsum nachweisen.
Doch wenn aktives THC nach einer Woche aus dem Blut verschwunden ist, wie können sich dann Menschen Monate später immer noch high fühlen?
Warum fühle ich mich high, wenn ich nicht gekifft habe?
In verschiedenen Studien wird darauf hingedeutet, dass THC zeitlich unbegrenzt in Fettzellen eingelagert werden kann. Und je mehr ein Mensch kifft, desto mehr THC wird eingelagert. Es scheint, dass gewisse Aktivitäten die Freisetzung von eingelagertem THC auslösen können, was möglicherweise dazu führt, dass Menschen sich high fühlen, wenn sie nicht gekifft haben.
Auch wenn es erwiesen zu sein scheint, dass THC für lange Zeit im Fett eingelagert wird, ist es hingegen weniger eindeutig, ob es bei seiner Freisetzung ein High hervorrufen kann.
Im Folgenden werden wir einige Studien begutachten, in denen die Einlagerung und Freisetzung von THC untersucht wurde.
Auswirkungen von Fasten auf die THC-Freisetzung
In einer Studie aus dem Jahr 2014 von Wong u. a.[1] wurde das Verhalten von in den Fettzellen von Ratten eingelagertem THC unter verschiedenen Bedingungen untersucht. Die Forscher vermuteten: Wenn THC tatsächlich in Fettzellen eingelagert wird, würden Aktivitäten, die Fett nutzen, bewirken, dass es in den Blutkreislauf freigesetzt wird. Das Ziel der Forschung war, zu entdecken, ob diese Freisetzung zu beobachtbaren Verhaltensänderungen führt.
Die Ergebnisse zeigten, dass Ratten, denen über fünf Tage 10mg THC gegeben wurde, gefolgt von einer viertägigen "Ausspülung", sowohl erhöhte THC-Werte im Blutplasma als auch Verhaltensänderungen zeigten. Sie mussten 24 Stunden fasten, wodurch das Körperfett anfing, abgebaut zu werden. Verglichen mit der Kontrollgruppe, die nicht fasten musste, zeigten sie signifikante Veränderungen.
Zwei weiteren Gruppen wurde eine einzige Dosis von 5mg THC gegeben, anschließend mussten sie sich entweder bewegen oder fasten. Obwohl beide Gruppen erhöhte THC-Konzentrationen im Blutplasma zeigten, wurde bei keiner eine wahrnehmbare Veränderung des Verhaltens festgestellt.
Die Tatsache, dass die fastenden Ratten, denen 5 Tage lang THC verabreicht wurde, die einzigen waren, die Verhaltensänderungen zeigten, unterstützt die anekdotischen Belege, nach denen chronische Cannabisnutzer am wahrscheinlichsten mögliche Flashbacks erleben. Dennoch kann es nicht als endgültiger Beleg angesehen werden.
THC-Freisetzung während Bewegung
In einer weiteren Studien von Wong u. a. wurden menschliche Probanden untersucht[2]. In dieser Studie absolvierten regelmäßige Cannabisnutzer in einem entweder satten oder über Nacht gefasteten Zustand 35 Minuten mit körperlichen Übungen. Dies sollte untersuchen, was geschieht, wenn der Körper seine Fettreserven nutzt.
Die Ergebnisse zeigten, dass Bewegung in jeder Gruppe die THC-Werte im Blutplasma erhöhte. Das Fasten schien keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der THC-Werte zu machen. Die Forscher räumten jedoch ein, dass der Umfang des Fastens nicht ausgereicht haben könnte, damit der Körper anfängt, das Fett zu nutzen. Deshalb kamen sie zu dem Schluss, Bewegung könne bewirken, dass Körperfett THC freisetzt.
In dieser Forschungsarbeit wurden keine Verhaltensänderungen dokumentiert und so ist es nicht möglich, festzustellen, ob der Anstieg der THC-Werte dazu führen könnte, dass Menschen sich high fühlen.
THC-Werte bei chronischen Nutzern
Im Gegensatz zu den oben genannten Ergebnissen stellten Westin u. a.[3] fest, dass bei abstinenten chronischen Cannabisnutzern weder Fasten noch Bewegung einen Anstieg der THC-Werte im Blutserum oder der THC-COOH-Werte in Urinproben bewirkten.
In dieser Studie wurden fünf Probanden von einer Drogenentgiftungsstation untersucht. Vom ersten Tag der Aufnahme bis zum siebten wurden Urin- und Blutproben genommen. An Tag drei und sechs fasteten die Teilnehmer entweder für 24 Stunden oder verbrachten 45 Minuten auf einem Laufband. Verglichen mit den anderen Tagen wurden an den Bewegungs- oder Fasttagen keine Unterschiede bei den THC-Werten beobachtet.
Aber warum fühle ich mich trotzdem high?
Wie es scheint, bleibt die Antwort auf diese Frage unbekannt. Wir wissen, dass THC in Fett eingelagert werden kann, insbesondere bei chronischen Cannabisnutzern. Und manche der oben genannten Studien könnten die Idee unterstützen, dass THC wieder ins Blut freigesetzt wird, wenn das Fett abgebaut wird. Obwohl sie diese Theorie unterfüttern könnten, ist der Umfang dieser Forschung jedoch beileibe nicht groß genug, um zu sagen, dass dies auch wirklich zutrifft.
Es ist außerdem wichtig, anzuerkennen, dass chronischer Cannabiskonsum mehr Folgen hat, als nur THC in Deinem Körperfett zurückzulassen. In Studien wird nahegelegt, dass regelmäßiger Cannabiskonsum in der Jugendzeit zu einer permanenten Verdünnung der Frontallappen[4] führen kann. Welche Auswirkungen dies genau hat, ist nicht ganz klar. Der Punkt ist aber, dass Cannabisgebrauch viele Veränderungen im Gehirn bewirkt, von denen alle Kandidaten für die Auslösung eines High-Gefühls ohne Konsum sein könnten.
Es gibt jedoch Hoffnung. Anekdotische Berichte von einem High-Gefühl, ohne irgendetwas genommen zu haben, scheinen ein Zeitlimit zu haben. Es hat den Anschein, dass Menschen mit längerer Abstinenz dieses Phänomen nicht mehr erleben.
External Resources:
- Fasting and exercise increase plasma cannabinoid levels in THC pre-treated rats: an examination of behavioural consequences - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Exercise increases plasma THC concentrations in regular cannabis users - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Can Physical Exercise or Food Deprivation Cause Release of Fat-Stored Cannabinoids? https://onlinelibrary.wiley.com
- Effects of Cannabis on the Adolescent Brain https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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