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Die Zirbeldrüse hat einen tiefgreifenden Einfluss auf das Gehirn. Seine Empfindlichkeit hat zu Spekulationen geführt, dass es sich um das "Dritte Auge" handelt, auf das in der Mythologie Bezug genommen wird. Es lohnt sich, zu untersuchen, welche Auswirkungen Cannabis auf diesen Teil des Gehirns hat.
Inhaltsverzeichnis:
"Das Dritte Auge" erscheint als ikonisches Symbol in der altägyptischen Kunst. Die Hindus verwendeten auch ein drittes, menschliches Auge mit einem zeremoniellen roten Punkt oder "Bindi" auf der Stirn. Dies soll den Ort des Ajna-Chakras bezeichnen, ein Energiezentrum für das Unterbewusstsein. Es wird gesagt, dass es die Verbindung der Menschheit zum geistigen Reich darstellt, wobei es der Philosoph René Descartes als "der Sitz der Seele" bezeichnet. War nicht schon viel von Descartes medizinischer Forschung zu Lebzeiten in Verruf geraten? Kurz gesagt, ja. Die lange Antwort erlaubt jedoch die Nuance, dass Chakren mit wichtigen physiologischen Punkten im ganzen Körper in Verbindung zu stehen scheinen.
Im Falle des Dritten Auges erscheint die Zirbeldrüse nicht nur dort als wichtiges neurologisches Organ. Es ist tatsächlich ein lichtempfindliches Organ, das dem Auge in der Struktur ähnlich ist. Okay, vielleicht ist hier ja sogar noch mehr dran. Die Zirbeldrüse ist für viele verschiedene Kulturen wegen ihrer spirituellen Bedeutung besonders wichtig. Es ist nach seiner Tannenzapfenform benannt, ein Symbol, das überall in der Kunst der assyrischen, griechischen und anderen Kulturen auftritt. Behauptungen über seine Kräfte reichen von der Einstimmung auf Gott bis hin zu telepathischer Kommunikation. Schauen wir uns etwas näher an, was die Wissenschaft über die Zirbeldrüse zu sagen hat. Wenn es eine wichtige Funktion erfüllt, lohnt es sich, näher zu erforschen, wie Cannabis diesen Teil des Gehirns beeinflussen kann.
Die Gezeiten bewegen sich vor und zurück. Der Tag wird zur Nacht. Die Jahreszeiten wechseln. Die Natur steckt voller Rhythmen und der menschliche Körper bildet dabei keine Ausnahme. Neben unserem Atem und Herzschlag hat auch unser Schlaf-Wach-Rhythmus seinen eigenen Rhythmus. Wir dösen nicht einfach ein und wachen auch nicht zufällig auf. Teile unseres Gehirns und unseres endokrinen Systems reagieren auf Reize aus der Umwelt. Die daraus resultierenden Kaskaden bewirken, dass wir uns entweder energiegeladen und bereit für den Tag oder schläfrig und bereit zum Schlummern fühlen.
Der circadiane Rhythmus (die "innere Uhr") des Körpers kontrolliert die physiologischen Prozesse, die den Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren. Die Licht- und Dunkelzyklen der Natur schreiben unseren Schlaf-Wach-Rhythmus vor, der nicht ganz zufällig mit einer internen 24-Stunden-Leittuhr synchron ist. Der Begriff "circadian" kommt vom Lateinischen "circa diem" oder "rund um den Tag". Dieser Zyklus ist verantwortlich für die Regulierung der Schlaf- und Wachprozesse.
Tagsüber trifft das Sonnenlicht auf die menschliche Netzhaut, die dann ein Signal an den suprachiasmatischen Kern (SCN) sendet – ein Bündel von rund 20.000 Neuronen im Hypothalamus.[1] Dieser Lichtreiz bewirkt die Freisetzung des Stresshormons Cortisol sowie einen Anstieg der Körpertemperatur – zwei Faktoren, die die Wachsamkeit erhöhen.
Sobald die Nacht hereinbricht, nehmen auch die Netzhaut und der SCN die allmählich eintretende Dunkelheit wahr. Dies resultiert in einer Kaskade, die die Zirbeldrüse, ein kleines endokrines Organ in der Mittellinie des Gehirns, zur Freisetzung von Melatonin veranlasst.[2] Diese Chemikalie, die auch unter dem Namen "Schlafhormon" bekannt ist, wirkt auf Rezeptoren, die uns müde und bettfertig machen.
Eine entscheidende Rolle für unseren circadianen Rhythmus spielt die Zirbeldrüse. Dieses neuroendokrine Organ mit einem Durchmesser von weniger als 1cm befindet sich direkt außerhalb der Blut-Hirn-Schranke, wo es wichtige Neurotransmitter und Hormone synthetisiert, die an Schlaf und Stimmung beteiligt sind. Moderne Wissenschaftler haben kürzlich Fortschritte bei der Bestimmung ihrer wesentlichen Funktionen gemacht, doch diese besondere Drüse bleibt mit Esoterik behaftet.
Der Philosoph René Descartes bezeichnete die Zirbeldrüse als den "Hauptsitz der Seele".[3] Bestimmte religiöse Sekten und Anhänger von neuzeitlichen Glaubensvorstellungen bezeichnen die Drüse als das "dritte Auge", während Forscher noch immer untersuchen, wie und warum dieses Organ ein mächtiges Entheogen namens DMT ausschüttet.
Interessanterweise ist die Zirbeldrüse bei niederen Wirbeltieren direkt lichtempfindlich – ähnlich einem Auge. Die Zirbeldrüse von Säugetieren hat diese Eigenschaft im Laufe der Evolution verloren und empfängt stattdessen Lichtsignale von den Augen.[4]
Bevor wir untersuchen, wie Cannabis diese wichtige und mysteriöse Drüse beeinflusst, erfährst Du mehr über die wichtigen Hormone, die sie produziert, und was passiert, wenn die Zirbeldrüse verkalkt.
Die primäre Funktion der Zirbeldrüse ist es, circadiane physiologische Prozesse durch die Übertragung von Licht- und Dunkelsignalen in die Freisetzung oder Rückhaltung von Melatonin zu regulieren.
Sobald es dunkel wird, machen sich die Zellen in der Zirbeldrüse, die Pinealozyten genannt werden, an die Arbeit, um das Schlafhormon zu produzieren. Die Drüse setzt Melatonin in den Körperkreislauf frei, der es zu entfernten Organen transportiert. Während der Nacht ist der Melatoninspiegel um bis zu 10 mal höher als tagsüber. Die Menge der Chemikalie erreicht zwischen 2 und 4 Uhr nachts ihren Höhepunkt und nimmt anschließend langsam ab, da die Signale der aufgehenden Sonne die Melatoninproduktion zu hemmen beginnen.[5]
Melatonin wirkt, indem es an zwei Hauptrezeptoren bindet; den MT1-Rezeptor, der am Rapid-eye-movement-Schlaf (REM) beteiligt ist und den MT2-Rezeptor, der für den NREM-Schlaf (Non-REM) zuständig ist.[6]
Melatonin entsteht jedoch nicht einfach aus dem Nichts. Pinealozyten produzieren dieses Molekül aus seinem Vorläufer Tryptophan, einer essentiellen Aminosäure, die in gängigen Lebensmitteln wie Käse, Geflügel, Hafer und Bananen vorkommt. Diese Zellen wandeln Tryptophan in Folge einer Serie enzymatischer Reaktionen in das Stimmungs-stabilisierende Hormon Serotonin und schließlich in Melatonin um.
Serotonin produzierende Neuronen erzeugen diesen Neurotransmitter, um den Gehirnzellen zu ermöglichen, miteinander zu kommunizieren und – neben anderen wichtigen Funktionen – Stimmung, Zufriedenheit und Angst zu regulieren. In der Zirbeldrüse dient dieses "Glückshormon" jedoch als molekularer Baustein für Melatonin.
Da die Zirbeldrüse eine derart wichtige Funktion erfüllt, kann es schnell problematisch werden, wenn sie anfängt, nicht richtig zu funktionieren. Kalkeinlagerungen können die Zirbeldrüse sowie andere Teile des Körpers wie die Herzklappen betreffen.
Man nimmt an, dass Faktoren wie das Altern und eine erhöhte Stoffwechselaktivität der Zirbeldrüse die Wahrscheinlichkeit der Bildung von Kalkablagerungen erhöhen. Erkrankungen wie Alzheimer und Schizophrenie werden ebenfalls mit der Verkalkung der Zirbeldrüse assoziiert. Wissenschaftler untersuchen noch, wie die Verkalkung die Zirbeldrüse und den Körper insgesamt beeinflusst, und erforschen Methoden, um die Zirbeldrüse zu entkalken und zu verjüngen.[7]
Wie genau beeinflusst nun Cannabis die Zirbeldrüse? Während die spirituelleren Menschen unter uns der Ansicht sind, dass das Kraut das dritte Auge öffnet und uns dabei hilft, tiefere Schichten der Realität wahrzunehmen, haben Forscher eigene Fortschritte in der beobachtenden Wissenschaft gemacht.
Cannabinoide wie THC und CBD beeinflussen den Körper hauptsächlich über das Endocannabinoid-System (ECS). Dieses Netzwerk aus Rezeptoren, Enzymen und Signalmolekülen (Endocannabinoide) reguliert viele Aspekt der menschlichen Physiologie. Sowohl THC als auch CBD binden direkt an Rezeptoren des ECS und andere molekulare Ziele, was die Homöostase beeinflusst.
Eine im Magazin Journal of Pineal Research veröffentlichte Studie bestätigte die Gegenwart von ECS-Komponenten in der Zirbeldrüse von Ratten. Die Forscher stellten Rezeptoren und Enzyme fest, was darauf hindeutet, dass das ECS dabei hilft, die Funktion der Zirbeldrüse zu steuern.[8]
Genauer gesagt wurde so die Präsenz von CB1- und CB2-Rezeptoren in dieser Drüse entdeckt. Diese Rezeptoren sind die Hauptkomponenten des "klassischen Endocannabinoid-Systems" und unterstützen zusammen unzählige physiologische Prozesse. Der CB1-Rezeptor kommt vorwiegend im Zentralnervensystem vor und sorgt für das Cannabis-High, wenn er von THC aktiviert wird. Der CB2-Rezeptor ist hauptsächlich im Immunsystem zu finden, und obwohl er nicht an der euphorisierenden Wirkung von Cannabis beteiligt ist, wird auch er von Phytocannabinoiden und Endocannabinoiden, darunter THC, Beta-Caryophyllen und 2-AG, aktiviert.
Dir Forscher stellten auch die Anwesenheit von Fettsäureamidhydrolase (FAAH) fest, ein Stoffwechselenzym, das die Aufgabe hat, Anandamid aufzuspalten, sobald es seine physiologische Funktion an den Cannabinoidrezeptoren erfüllt hat.
Cannabiswissenschaftler erforschen aktuell die Rolle von Molekülen, die temporär dieses Enzym blockieren (FAAH-Hemmer), um den Anandamidspiegel in Fällen eines niedrigen Endocannabinoid-Tonus zu erhöhen.
Dieser Mechanismus könnte eine potentielle Möglichkeit sein, um die Aktivität der Zirbeldrüse auf gewinnbringende Weise anzuvisieren und zu modulieren.
Das Team, das diese bahnbrechenden Entdeckungen machte, zog den Schluss, dass "...die Zirbeldrüse unverzichtbare Bestandteile des Endocannabinoid-Systems aufweist, was darauf hindeutet, dass Endocannabinoide an der Kontrolle der Physiologie der Zirbeldrüse beteiligt sein könnten".
Das ECS dient auch dazu, die Signale des zirkadianen Schrittmachers (erinnerst Du Dich an den bereits erwähnten SCN?) an den restlichen Körper zu übermitteln; Endocannabinoide verbinden den Output dieses Kommandozentrums mit Prozessen wie Appetit, Feuern des Nervensystems und Körpertemperatur. Auf Grund dieser Verbindung nehmen Wissenschaftler an, dass die gezielte Beeinflussung des ECS helfen könnte, Teile des zirkadianen Rhythmus, einschließlich des Schlaf-Wach-Zyklus, zu beeinflussen.[9]
Ob das Antreiben oder Dämpfen der Aktivität einiger Elemente des ECS bessere Auswirkungen auf die Melatoninproduktion hat, ist bislang unklar. In einer Tierstudie aus dem Jahr 2006 konnte gezeigt werden, dass eine Reihe von Cannabinoiden die Melatoninproduktion beeinträchtigt.[10] Um zu verstehen, wie THC, CBD und CBN dieses Schlafhormon beeinflussen, müssen wir uns kurz ansehen, wie es hergestellt wird.
Wie bereits erwähnt, beginnt alles mit Tryptophan. Sobald es in Serotonin umgewandelt wurde, regt der Neurotransmitter Noradrenalin die Aktivität eines Enzyms namens Arylalkylamin-N-Acetyltransferase (kurz AANAT) an. Dieses essentielle Protein wandelt Serotonin in N-Acetylserotonin um – ein Molekül, das nur noch einen Schritt von Melatonin entfernt ist.
Das Forscherteam fand heraus, dass alle drei betreffenden Cannabinoide die Aktivität dieser Enzyme reduzierte, was zu einer niedrigeren Produktion von Melatonin führte. Um herauszufinden, ob Cannabinoidrezeptoren in diesem Prozess eine Rolle spielten, verabreichten sie Cannabinoide zusammen mit ECS-Rezeptorantagonisten (Moleküle, die diese Stellen blockieren). Obwohl sie ihren vermeintlichen Wirkmechanismus blockierten, senkten die Cannabinoide nach wie vor den Melatoninspiegel; jedoch wirkten sie abseits der klassischen ECS-Rezeptoren (CB1 und CB2).
Wir müssen jedoch bedenken, dass Mäuse und Menschen äußerst verschiedene Organismen sind. Cannabinoide beeinflussen die menschliche Physiologie in vielen Fällen anders und es zeigt sich, dass THC beim Menschen den Melatoninspiegel zu heben scheint. Eine 1986 veröffentlichte Studie im Journal Hormone and Metabolic Research stützt diese Ansicht. Die Studie untersuchte die Wirkung von THC auf die Melatoninsynthese an neun männlichen Freiwilligen. Die Forscher fanden heraus, dass das Cannabinoid den Melatoninspiegel bei allen Probanden bis auf einen erhöhte.[11]
Das Alter dieser Studie und die begrenzte Stichprobengröße bedeuten jedoch, dass wir sie mit Skepsis betrachten sollten. Wir benötigen moderne und streng konzipierte klinische Studien, um herauszufinden, wie Cannabinoide die Melatoninproduktion in der Zirbeldrüse beeinflussen.
Es ist auch wichtig anzumerken, dass Cannabis eine Fülle von Phytochemikalien produziert und Cannabinoide nur ein Bestandteil dieses Arsenals sind.
Aromatische Terpene sind potente chemische Stoffe, die den Geruch und Geschmack jeder Cannabissorte unterstreichen. Von Terpenen hat sich ebenfalls gezeigt, dass sie Cannabinoid-Rezeptoren aktivieren, und auch, dass auf synergetische Weise mit Cannabinoiden interagieren. Diese Beziehung zwischen Terpenen und Cannabinoiden schreibt zum Teil die finale Wirkung jeder Sorte vor.
Terpene wie beispielsweise Myrcen sind für ihre entspannenden Effekte bekannt, auf die einige Nutzer schwören, wenn sie versuchen, eine gute Nachtruhe zu erzielen. Zukünftige Untersuchungen zu der Frage, wie Cannabinoide und Terpene die Melatoninbiosynthese und den zirkadianen Rhythmus beeinflussen, werden ein genaueres Bild dessen liefern, wie Cannabis die Zirbeldrüse insgesamt beeinflusst.
Frühe Untersuchungen deuten darauf hin, dass Inhaltsstoffe der Cannabispflanze die Zirbeldrüse beeinflussen können. Warum ist das aber von Bedeutung? Aus pharmakologischer Sicht wirft es wichtige Fragen auf, ob Cannabis dazu beitragen könnte, unseren zirkadianen Rhythmus beim Älterwerden zu steuern.
Ab einem Alter von 60 Jahren verschiebt sich unser zirkadianer Rhythmus um etwa eine halbe Stunde pro Jahrzehnt.[12] Ältere Erwachsene erleben auch längere Phasen mit weniger erholsamem, leichtem Schlaf. Es sind weitere Untersuchungen nötig, um die Rolle der Zirbeldrüse während dieser altersbedingten Veränderungen zu erforschen, aber mit Sicherheit verkalkt die Drüse mit zunehmendem Alter und auch die Melatoninproduktion nimmt ab.
Im Moment können wir nur auf zukünftige Untersuchungen von THC und anderen Cannabinoiden warten, um das wahre Potential dieser Moleküle für die alternde Zirbeldrüse und die häufigen Schlafprobleme, mit denen wir im Alter konfrontiert sind, zu enthüllen.
Ob Cannabis eine spirituell bedeutsame Funktion der Zirbeldrüse fördert oder nicht, ist eher eine Frage der Perspektive. Manche behaupten, dass während der Meditation durch Aktivierung der Zirbeldrüse ein veränderter Bewusstseinszustand hervorgerufen werden kann. Meditative und an Psychedelika erinnernde Zustände werden bekanntermaßen auch durch Cannabiskonsum herbeigeführt.
Cannabis wurde in verschiedensten religiösen Zeremonien von Hinduismus bis Rastafari als Sakrament verwendet. Wenn Cannabis konsumiert wird, können tiefgehende Gefühle von persönlicher Einsicht oder Verbundenheit mit der Welt hervorgerufen werden. Entsteht dieses Gefühl der Zufriedenheit aus der unterschätzten Kraft, unser Drittes Auge zu öffnen und die Zirbeldrüse zu stimulieren? Oder liegt es einfach daran, dass man so denkt, wenn man high ist? Hanflinge haben eine Reihe von Glaubensüberzeugungen, die von spirituell bis skeptisch reichen. Daher wird die Erfahrung jeder Person variieren. Eine Sache, bei der wir uns alle einig sind, ist unsere Faszination für die Macht von Cannabis.