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Die Geschichte der Rastafari-Bewegung und Cannabis
Rastafari ist eine religiöse Bewegung, die seit langem mit Cannabis in Verbindung gebracht wird. Ihre Verwendung des Krauts in gemeinsamen Ritualen ist weltweit bekannt geworden. Dies ist die Geschichte dieses Glaubens und die Rolle, die Cannabis in seinen Überzeugungen spielt.
Selbst wenn Du bisher nur wenig mit der Cannabiskultur in Verbindung gekommen bist, wirst Du bemerkt haben, welche Bedeutung die Rastafari-Ikonographie dort spielt. Rastafari ist eine religiöse Bewegung, die ihren Ursprung in Jamaika hat. Durch Reggae-Musik wurde sie auf der ganzen Welt populär gemacht. Konvertiten wie Peter Tosh und Bob Marley waren besonders berühmte Fürsprecher. Was mit sehr bescheidenen Ursprüngen begann, verbreitete sich schließlich auf der ganzen Welt. Bis zum heutigen Tag leben die größten Gemeinschaften von Rastafari in so weit von einander entfernt gelegenen Ländern wie Jamaika, Äthiopien, Botswana, Südafrika, dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten und aus irgendeinem Grund sogar in Japan. Auf globaler Ebene zählt man schätzungsweise rund eine Million Anhänger, was für eine in den 1930er Jahren gegründete Bewegung nicht schlecht ist.
Ja, der Rastafari-Glaube ist weniger als ein Jahrhundert alt, aber er ist bereits in der ganzen Welt bekannt. Er ist unverwechselbar, weil er als die Religion karikiert wurde, die Dir erlaubt, Gras rauchen. Die Wahrheit ist ein bisschen vielgestaltiger als das, selbst wenn es nur darum geht, Rastafari als Religion zu klassifizieren. Einige Praktizierende werden darauf bestehen, dass es sich mehr um einen Lebensstil, bzw. eine Lebensphilosophie, als um eine religiöse Lehre handelt. Rastafari vermeidet viele Erscheinungsformen der organisierten Religion, wie etwa das Vorhandensein eines Klerus oder einer formellen Führung. Spiritualität dagegen spielt eine große Rolle in ihrer afrozentrischen Interpretation des Christentums – und für die Begründung, warum der Cannabiskonsum gefördert wird.
DIE ENTSTEHUNG DES RASTAFARI-GLAUBENS
Wenn man die Ursprünge einer religiösen Bewegung untersucht, kann die Betrachtung des kulturellen Kontextes, in dem sie entstanden ist, viele erhellende Einsichten bieten. Das frühe 20. Jahrhundert erlebte eine Welt, in der technologische Fortschritte rasant vorangetrieben wurden. Die Institution der Sklaverei, die Millionen von Menschen in Amerika und darüber hinaus terrorisiert hatte, war nicht mehr vorhanden. Ihre toxischen Folgen waren jedoch von Generation zu Generation weiterhin zu spüren und rassistische Politik blieb vielerorts bestehen, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Schwarze Menschen in Amerika verstärkten ihren politischen Aktivismus und gründeten Colleges, Zeitungen, politische Gruppen und ähnliches.
Ein prominenter Aktivist für die Rechte von Afroamerikanern war Marcus Garvey. Er war wegen einiger seiner Ansichten umstritten, was sogar für die schwarze Gemeinschaft selbst zutraf. Zum Beispiel befürwortete er, dass schwarze Menschen in ihre Heimatländer in Afrika emigrieren, um dort die wirtschaftliche Entwicklung dieser Regionen als ethnische Staaten für Schwarze zu unterstützen. Er gründete sogar die Reederei Black Star, die dies zwischen 1919 und 1922 ermöglichen sollte. 1920 drückte er sein Vertrauen in die Zukunft Afrikas aus, indem er erklärte: "Schaut nach Afrika, wenn dort ein schwarzer König gekrönt wird, denn der Tag der Befreiung ist nahe!"
Dieser "Tag der Befreiung" soll dann zehn Jahre später 1930 eingetroffen sein, als Äthiopien einen schwarzen Kaiser krönte: Haile Selassie I.
WER BEGRÜNDETE DEN RASTAFARI-GLAUBEN?
Die kurze Antwort auf die Frage, wer den Rastafari-Glauben begründet hat, lautet: Leonard Percival Howell. Eine längere Antwort verweist auf das Team von Predigern um ihn herum, die gemeinsam begannen zu artikulieren, warum die Zeit gekommen sei, dass Schwarze Rastafari werden sollten. Howell ist deshalb eine bedeutende Figur, weil er die Krönung von Haile Selassie I als Erfüllung von Marcus Garveys Vorhersage interpretierte. Howell wurde in Jamaika geboren, zog aber Zeit seines Lebens zwischen den Vereinigten Staaten und der Karibik hin und her. Ebenso wie Garvey war auch er ein Befürworter des Panafrikanismus – der politischen Ermächtigung und Solidarität aller Menschen afrikanischer Abstammung. Diese Überzeugung bedeutete für manche ihrer Vertreter, dass auf die Schaffung eines Superstaates auf dem afrikanischen Kontinent gedrungen wurde.
Mit fortschreitender Rassentrennung und Verfolgung von Schwarzen in ganz Amerika wurden solche Ideen immer wichtiger. Howell sagte voraus, dass eine Abrechnung mit der rassistischen Politik der mächtigen Nationen der Welt unausweichlich sei. Als dann die äthiopische Nation ihren neuen Kaiser krönte, erklärte Howell Haile Selassie zur Wiederkunft Jesu Christi. In den 1930er Jahren reisten Howell und ein wachsendes Team von Predigern durch ganz Jamaika, um diese Botschaft zu verbreiten. Sie wurden auf dem Lande besser als in Kingston aufgenommen, arbeiteten aber weitgehend im Dunkeln, bis die messianische Gestalt ihres Glaubens berühmter wurde.
WARUM GERADE HAILE SELASSIE?
Warum sollten schwarze Aktivisten in den dreißiger Jahren behaupten, ein schwarzer König sei Gott auf Erden? Was bedeutet es also, wenn Marcus Garvey sagte, dass es einen neuen schwarzen König geben werde? Äthiopien stellt unter den afrikanischen Ländern insofern eine Besonderheit dar, als dass es als einziges Land nie kolonisiert wurde (mit der fragwürdigen Ausnahme des von Sklaven gegründeten Liberia). Das gebirgige Land behielt seine charakteristische Kultur und Sitten bei, wozu auch eine alte königliche Familie gehörte. Selassie war angeblich ein direkter Nachkomme König Salomons und König Davids aus der Bibel. Historiker bezweifeln allerdings, dass seine Blutlinie so weit zurückreichte. Aber wenn man glaubt, dass dies der Fall ist, wird das äthiopische Königtum für die Welt sehr wichtig: Es handelt sich nicht nur um das einzige freie schwarze Reich, sondern entstammt auch derselben irdischen Dynastie wie Jesus Christus.
Da die meisten Schwarzen Amerikas christliche Konvertiten waren, stützten sich Howell und seine Mitprediger stark auf biblische Quellen, um die Rastafari-Überzeugungen zu verbreiten. Biblische Passagen wurden zitiert, um die Behauptung zu stützen, dass Haile Selassie die Prophezeiungen erfülle, die das Ende der Zeiten beschreiben. Dazu gehörten das Buch der Offenbarung (5:2–5, 19:16), das Buch Daniel (7:3) und das Buch der Psalmen (68:31). Howell ermutigte die Jamaikaner, den britischen Monarchen abzulehnen und stattdessen Haile Selassie als ihren Herrscher anzuerkennen. Weil er öffentlich dafür plädierte, wurde Howell Volksverhetzung vorgeworfen. Zudem war er an späteren Versuchen gewaltsamer Aufstände in Jamaika beteiligt. Diese wurden von den Behörden niedergeschlagen und hinterließen viel Feindseligkeit zwischen der jamaikanischen Regierung und der wachsenden Rastafari-Bewegung.
DER AUFSTIEG EINES MESSIAS
Die Rastafari sollten keine internationale Anerkennung erlangen bis dies nicht dem designierten Retter ihres Glauben gelungen war. In seiner Rolle als Kaiser von Äthiopien hat Selassie viel zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit durch den Völkerbund beigetragen. Als Äthiopien 1936 besetzt wurde, ignorierte der Völkerbund Selassies Hilferufe allerdings weitgehend. Mussolini, der faschistische Führer Italiens, wollte das italienische Territorium ausbauen, also vertrieb er die königliche Familie aus Äthiopien und setzte eine Marionettenregierung ein. Das Time Magazine wählte Selassie daraufhin zum Man of the Year, was Äthiopien viel internationale Sympathie einbrachte. Als Selassie in den westlichen Printmedien immer bekannter wurde, erfuhren auch seine Anbeter auf Jamaika mehr über ihn.
Von Bath in England aus führte Selassie eine Exilregierung an, bis der nordafrikanische Feldzug während des Zweiten Weltkriegs ihm die Chance gab, Äthiopien zurück zu erobern. 1941 kämpften Äthiopier an der Seite einer Koalition aus alliierten Soldaten, um die Italiener zu vertreiben. Selassie kehrte triumphierend in die Hauptstadt Addis Abeba zurück. Für die Rastafari war dies ein weiterer Beweis seiner Göttlichkeit. Ihre Ansicht nach erfüllte seine Rückkehr die Prophezeiung aus Offenbarung 19:11–19. Während der vierziger und fünfziger Jahre wuchs ihr Glaube in demselben Maße, wie Selassie an Anerkennung gewann. Er war als Weltführer ausgesprochen respektiert und wurde schließlich auch nach Jamaika selbst eingeladen.
HAILE SELASSIE TRIFFT DIE RASTAFARI
Am 21. April 1966 (leider nicht einen Tag früher an 420!) landete das Flugzeug von Haile Selassie am Flughafen Palisados in Kingston. Die jamaikanische Regierung hatte ihn unter anderem auch deshalb eingeladen, um den Rastafari gegenüber Wohlwollen zu demonstrieren. Diese erschienen zu Zehntausenden, rauchten ganz offen Cannabis und waren über Selassies Ankunft entzückt. Nachdem man die Menge endlich überzeugen konnte den Weg freizumachen, erreichte Selassie sein Auto und wurde durch die Straßen gefahren. Die Rastafari betrachten dieses Datum seitdem als religiösen Feiertag.
In der Menge, die Selassie beobachtete, war auch eine junge Frau namens Rita Anderson. Sie war keine Rastafari, sondern wurde lediglich von ihrer Neugierde getrieben. Sie erinnert sich, an Selassies Händen Christus-ähnliche Wundmale gesehen zu haben, als er winkte. Obwohl andere Augenzeugen dies bestreiten, war Rita tief betroffen und wurde Rastafari. Sie sollte später großen Anteil daran haben auch ihren zukünftigen Ehemann zu bekehren – einen Musiker namens Bob Marley. Marley katapultierte sich zum weltweiten Erfolg und wurde so etwas wie ein Botschafter, wenn nicht gar ein Symbol für den Glauben der Rastafari.
Als sich der Rastafari-Glaube in der Welt ausbreitete, drängte sich eine Frage an Haile Selassie förmlich auf: "Solltest Du ihnen nicht sagen, dass du nicht Gott bist?" Selassies berühmt gewordene Antwort an Hector Wynter lautete: "Wer bin ich denn, dass ich ihren Glauben störe?" Er erzählte Bill McNeil von seinem Treffen mit Rastafari-Persönlichkeiten auf Jamaika und sagte: "Ich habe ihnen klar gesagt, dass ich ein Mensch bin, dass ich sterblich bin und dass ich durch die kommende Generation ersetzt werde und dass sie niemals den Fehler begehen sollten anzunehmen oder vorzugeben, dass ein menschliches Wesen von einer Gottheit abstammt."
DER FALL EINES MESSIAS
Obwohl Selassie selbst niemals Anspruch auf Göttlichkeit erhob, übertrugen ihm seine Anhänger diesen Status. Die Rastafari argumentieren, dass Selassies Aussagen zu diesem Thema taktvoll seien, er aber niemals den Glauben an seine Göttlichkeit ausdrücklich zurückgewiesen habe. Die eigentümliche Bewegung, die sich um seine Anbetung entwickelte, behinderte seinen Einfluss als Weltführer jedoch nicht. Viele seiner Taten wurden von Rastafari als Hinweis auf seine Weisheit und Göttlichkeit gefeiert. Seine berühmte Rede von 1963 vor der UNO, in der er Rassismus angeprangert, arbeitete Bob Marley in seinen Song "War" ein.
Allerdings hat Selassies Verurteilung des Rassismus das Wesen des Rastafari-Glaubens verändert. Howell hatte ausdrücklich an die Überlegenheit der Schwarzen und deren Rache an den Weißen geglaubt. Selassie dagegen forderte eine Welt, in der die Hautfarbe für die Gesellschaft ebenso relevant sei wie die Augenfarbe. Ebenso setzte er sich für mehr Harmonie und internationale Zusammenarbeit ein. In Äthiopien vertrat er dagegen oft die Interessen wohlhabender Großgrundbesitzer. Sein Vermächtnis umfasst also viele positive Aspekte, aber eben auch dunkle, kontrovers diskutierte.
Auf der einen Seite adoptierte er Waisen in Jerusalem, die den Genozid an den Armeniern überlebt hatten. Auf der anderen Seite wendete sich seine Regierung im Rahmen ethnischer Säuberungen gegen den Stamm der Harari. Einerseits war er eine globale Ikone für den Widerstand gegen Faschismus, Kolonialismus und Apartheid. Andererseits herrschte er autokratisch über Äthiopien. Als zur Hungersnot der 1970er Jahre auch noch eine Energiekrise hinzukam, geriet die äthiopische Wirtschaft ins Stocken. Ein von der Sowjetunion gestützter Staatsstreich setzte 1975 die königliche Familie ab und begründete ein kommunistisches Regime, das sich bis 1991 an der Macht hielt.
DAS KOMPLIZIERTE VERMÄCHTNIS VON HAILE SELASSIE
Jahrelang war Selassies Leichnam verschwunden, was viele Rastafari glauben ließ, er sei tatsächlich noch am Leben. 1992 wurden seine sterblichen Überreste unter einer Latrine im ehemaligen Königspalast entdeckt. Es sollte noch bis zum Jahre 2000 dauern, bevor diese Überreste eine königliche Beerdigung erhielten. Diese Beerdigung fand ohne offizielle Beteiligung der äthiopischen Regierung statt. Verschiedene Glaubensrichtungen der Rastafari unterscheiden sich in der Einschätzung, ob Selassie noch am Leben ist oder ob diese Frage überhaupt von Interesse ist. Die meisten Rastafari glauben, dass er seine Rolle als Manifestation Gottes auf der Erde erfüllt hat und Gott ewig ist.
Selassie bleibt die zentrale Figur des Rastafari-Glaubens. Tatsächlich leitet sich sogar der Name der Glaubensbewegung von seinem Namen ab: Bis zu seiner Krönung trug er den Namen Tafari und gleichzeitig den Titel "Ras", der so viel wie "Prinz" oder "Herzog" bedeutet. Wer sich zu einem Ras Tafari erklärt, macht sich damit zum Anhänger des Prinzen, der Kaiser werden sollte.
Obwohl Selassie lebende Nachkommen hat, wird seine königliche Blutlinie wahrscheinlich nicht wieder installiert werden. Seine eigenen Schriften und Reden beeinflussten das Rastafari-Denken sehr. Seine ausdrückliche Ablehnung des Rassismus förderte die Akzeptanz von Menschen anderer Ethnien, die zu Rastafari wurden. Es bleibt jedoch ein starker Fokus auf Afrozentrismus bestehen, weshalb einige schwarze Rastafari Ihr Misstrauen gegenüber nicht-schwarzen Glaubensangehörigen aufrechterhalten.
LIVITY
Kurz gesagt, glauben die Rastafari, dass es sich bei Haile Selassie um die Wiederkunft Christi handelt. Er war aber auch ein stolzer afrikanischer Führer, der sich für Werte einsetzte, die die Menschheit retten können. Rastafari wird deshalb oft als eine Form des Christentums betrachtet, die jedoch die westliche "Verfälschung" der Bibel ablehnt. Die westliche Zivilisation, die erst im 20. Jahrhundert technologisch und konsumorientiert wurde, wird "Babylon" genannt. Sie wird als eine destruktive, materialistische Kultur gesehen, die im Gegensatz zu "Zion" steht. Zion ist das Symbol für das Paradies, das den Rastafari versprochen wurde. Es gibt unter den Gläubigen unterschiedliche Auffassungen darüber, ob damit nun der Himmel oder ein tatsächlicher Ort in Äthiopien oder im restlichen Afrika gemeint ist.
Unter den Rastafari gibt es vielfältige Glaubensanschauungen, die so genannten "Mansions". Sie kennen keine Doktrin oder formelle Geistlichkeit und lehnen den Begriff der religiösen Spaltung ab. Viele Mansions existieren als individuelle Ausprägungen des Rastafari-Gedankens nebeneinander. Grundsätzlich einig sind sie sich jedoch über das Kernkonzept der "Livity", worunter ein gerechtes Leben verstanden wird. Dieses weit gefasste Konzept kann das Streben nach guten Taten ebenso umfassen die Haare zu Dreadlocks wachsen zu lassen und den Verzehr einer gesunden Nahrung einzuhalten, die den biblischen Einschränkungen ebenso folgt, wie dies bei einer koscheren und halal Ernährung der Fall ist.
CANNABIS ALS SAKRAMENT
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Rastafari-Glaubens ist die Verwendung von Cannabis. Rastafari lehnen in der Regel den Konsum von Alkohol, Tabak und sogar Koffein ab und behaupten, dass diese Genüsse die Gesundheit und die Würde eines Menschen beeinträchtigen. Cannabis allerdings betrachten sie als ein heiliges Kraut, das den rastlosen Geist beruhigt und dem Nutzer ermöglicht, klarer zu argumentieren. Praktizierende Rastafari versammeln sich oft in Gruppen, um Pfeifen oder Joints herumzureichen, bevor sie philosophische Themen in einer nicht-kämpferischen Weise diskutieren. Diese sind Teil von gemeinschaftlichen Zeremonien, die Groundings genannt werden. Diese Praxis soll nicht nur das Denken und den sozialen Zusammenhalt verbessern, sondern auch die Verbindung mit Gott, den sie "Jah" nennen.
Die Rastafari schätzen die Argumentation gegen die zerstörerischen Ideologien der Welt sehr. Tatsächlich lehnen sie Formen dogmatischer Ideologien oder "-ismen" ab. Aus diesem Grund haben wir den Begriff "Rastafarianismus" nicht verwendet, da er als anstößig angesehen wird. Einen Praktizierenden jedoch als "Rasta" zu bezeichnen, scheint akzeptabel zu sein. Ihr Glaube, dass Cannabis ihre geistige und seelische Gesundheit fördert, geht auch auf die Bibel zurück. In der Bibel finden sich mehrere Verweise auf "Kraut", die verwendet wurden, um Cannabis zu preisen. Dazu gehören Psalm 18,8 und Offenbarung 22,2.
WIE ENTDECKTEN DIE RASTAFARI CANNABIS?
Die Wurzeln der Rastafari-Bewegung liegen im kolonialen Jamaika. Obwohl Rastafari in erster Linie mit Cannabiskonsum in Verbindung gebracht werden, sind sie nicht die erste Religion, die das Kraut einbezieht. Vielmehr ist es der Hinduismus, in dem viele Sekten den zeremoniellen Konsum von Cannabis vollführen. Die positiven Hinweise auf Cannabis in den Hindu-Schriften fallen noch expliziter als in der Bibe ausl. Es waren die Hindus, die Cannabis nach Jamaika brachten.
Das britische Empire zwang Vertragsarbeiter von Indien nach Jamaika umzusiedeln und mit Jamaikanern zusammenzuarbeiten. Die gemeinschaftliche Nutzung der Cannabispflanze wurde von den Jamaikanern sehr gut aufgenommen. Das Hindi-Wort für Cannabis lautet "ganja", das sich wiederum aus dem Sanskrit-Wort "ganjika" ableitet. Der Name Ganja hat sich in Jamaika durchgesetzt und wurde später auch in die Groundings der Rastafari eingearbeitet. Es ist gut möglich, dass sie von den Hindus gelernt haben, was die spirituelle Anwendungen von Cannabis angeht. Aber auch der Einfluss der Kumina-Glaubens könnte eine Rolle gespielt haben, denn Kumina wurde zu dieser Zeit von einem Großteil der afrikanischen Diaspora in Jamaika praktiziert. Die Angehörigen dieser Religion glaubten, dass Cannabis sie ihren Ahnen näher brachte, sogar bis zu dem Punkt, dass sie von ihnen besessen sein konnten.
Die Rastafari beschritten allerdings ihren eigenen Weg und lehnen die in anderen afrozentrischen Religionen übliche Ahnenverehrung ab. Stattdessen konzentrieren sie sich auf eine glorreiche Zukunft, in der Jah die Welt vom Bösen befreit. Vergleichbares gibt es in vielen anderen Religionen, was ebenso für die kontroverse Haltung der Rastafi gegenüber Homosexualität und den Geschlechterrollen angeht. Es handelt sich um eine junge Bewegung, aber sie hat Unterdrückung, Spott, den Tod ihres Retters Haile Selassie und den Tod ihres berühmtesten Mitglieds Bob Marley ertragen und überstanden. Die Rastafari setzten sich erfolgreich für die legale Verwendung von Cannabis in Zeremonien ein – und zwar sogar in Ländern, die noch Lichtjahre von der offiziellen Legalisierung von Cannabis entfernt sind. Sie haben sogar damit begonnen ihr Verhältnis zur jamaikanischen Regierung zu regeln.
CANNABIS IN JAMAIKA
Während der jahrzehntelangen Spannungen mit den Rastafari kriminalisierte die jamaikanische Regierung Cannabis strikt. International ist Jamaika allerdings dennoch mit Cannabis in Verbindung gebracht worden. Sein karibisches Klima ist ein idealer Ort, um die Pflanze anzubauen und tatsächlich gedeiht sie oft in freier Natur. Als Teil der Wiedergutmachung den Rastafari gegenüber überprüfte Jamaika seine Cannabispolitik. Jüngste Reformen bedeuten, dass der Besitz von Cannabis entkriminalisiert ist, solange man weniger als 56,6 Gramm besitzt. Rastafari steht es sogar völlig frei, es aus religiösen Gründen zu nutzen. Jamaikanische Bürger und sogar Touristen können beantragen medizinisches Cannabis verwenden zu dürfen. Und jeder Jamaikaner darf in seinem eigenen Zuhause bis zu fünf Cannabispflanzen anbauen.
Obwohl diese Reformen keine vollständige Legalisierung beinhalten, stellen sie trotzdem einen bedeutenden Schritt auf dieses Ziel hin dar: Die Regierung anerkennt die weit verbreitete positive Einstellung gegenüber Cannabis im Land. Außerdem normalisieren die Reformen zumindest die Vorstellung, dass Cannabis nicht kriminell ist. Es wird oft aus medizinischen und sogar spirituellen Gründen genutzt. Vielleicht werden nun auch mehr Touristen Jamaika besuchen, in der Hoffnung dort göttliches Gras zu finden. Es würde den Besuchern gut anstehen, die Rastafari-Kultur zu erforschen und zu respektieren. Die Rastafari spielten schließlich eine wichtige Rolle, als es darum ging, die Ansicht der jamaikanischen Regierung zu verändern. Auf globaler Ebene beleuchteten die Anhänger dieses Glaubens Themen, die ebenso um Gerechtigkeit, Frieden und Rassismus kreisen, wie die Großartigkeit von Cannabis. Sie verdienen Anerkennung, weil sie das große Potenzial herausgestellt haben, das Cannabis für Körper, Geist und Seele besitzt.