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RQS-Interviews: Martin A. Lee über die Wirkung von Cannabis auf das Gehirn
Hallo! Mein Name ist Martin A. Lee. Ich bin Mitbegründer und Direktor von Project CBD, einer gemeinnützigen Website, die die Erforschung von CBD und seiner medizinischen Verwendung fördert. Außerdem bin ich produktiver Autor und mein neuestes Buch heißt "Smoke Signals: A Social History of Marijuana". Ich wurde bereits in zahlreichen Publikationen vorgestellt, zu denen die Washington Post, Harper's, Rolling Stone und weitere zählen.
Wie wirken Cannabinoide im Gehirn? Hält die US-Regierung ein Patent auf Cannabinoide? Kann Cannabis Süchte und Depression behandeln? Wie unterscheiden sich THC und CBD? Tauche tief in die Pharmakologie von Cannabis ein und entdecke zusammen mit dem Autor und Leiter des Project CBD, Martin A. Lee die Antworten auf diese und viele weitere Fragen.
1. Welche Nutzen bringen Cannabinoide unserem Gehirn?
Interessanterweise untersuchte ein 1998 veröffentlichter Forschungsbericht sowohl CBD (Cannabidiol) als auch THC (Tetrahydrocannabinol) auf ihre neuroprotektiven und antioxidativen Eigenschaften. Diese Studie wurde von vier Wissenschaftlern durchgeführt, die tatsächlich von der US-Regierung finanziert wurden, darunter sogar ein Nobelpreisträger. Und es wurde der Schluss gezogen, dass sowohl THC als auch CBD starke Neuroprotektiva und Antioxidantien sind, was bedeutet, dass sie das Gehirn tatsächlich vor Degeneration und anderen Angriffen schützen können. Diese Studie wurde dann zur Grundlage für ein von der US-Regierung angemeldetes Patent.
Man bedenke hierbei, dass sich dieses Patent sowohl auf CBD als auch THC bezieht. Dieser Umstand wird von der CBD-Branche meist etwas irreführend dargestellt, indem man das Patent in der Regel als "CBD-exklusiv" bezeichnet. Dies ist jedoch nicht der Fall und es ist wichtig, zu erkennen, dass die höchsten Behörden der US-Regierung (in Bezug auf das medizinische Establishment) tatsächlich verstanden haben, dass sowohl THC als auch CBD sehr gut für das Gehirn sind. In der Tat erwähnen sie ausdrücklich die schützenden Fähigkeiten beider Cannabinoide gegen alle Arten von neurodegenerativen Erkrankungen, einschließlich Alzheimer, Demenz und Multiple Sklerose.
Interessant ist, dass diese moderne Forschung tatsächlich alte Weisheiten bestätigt, die ins alte China vor 5 000 Jahren zurückreichen, wo Cannabis Teil des medizinischen Arzneibuchs war und als eines der "höchsten Elixiere der Unsterblichkeit" galt. Das bedeutet nicht, dass Cannabis einen für immer leben lässt, aber wie es im alten China verstanden wurde, verlieh Cannabis Langlebigkeit – im Wesentlichen schützte es vor Demenz. Und dies wird in alten chinesischen medizinischen Texten ausdrücklich erwähnt, also besteht eine Konvergenz von moderner Wissenschaft und alter Weisheit.
Und tatsächlich fühle ich mich damit sehr wohl – ich denke, es ist ein gutes Zeichen dafür, dass hier wirklich etwas passiert. Im Gegensatz zu vielen Gruselgeschichten über Marihuana, das dem Gehirn schaden soll und all diesen Dingen, verhält es sich genau andersherum. Das heißt nicht, dass man so viel rauchen oder nehmen kann, wie man möchte und keine negativen Nebenwirkungen erleben wird, aber Weed ist nicht in der Form schädlich für das Gehirn, wie es beispielsweise für Alkohol und dessen möglichen negativen Einfluss auf die Leber gilt. Weed führt nicht zu einer Entartung von Gehirnzellen. Eher das Gegenteil ist der Fall.
2. Gibt es diesbezüglich einen Unterschied zwischen THC und CBD?
Forscher haben herausgefunden, dass CBD wie auch THC das sind, was Wissenschaftler als "neurogene Verbindungen" bezeichnen, was bedeutet, dass sie bei Erwachsenen tatsächlich die Bildung neuer Gehirnzellen stimulieren. Dieser Neurogenese genannte Vorgang findet vor unserer Geburt statt, wenn sich das Gehirn des Kindes im Mutterleib herausbildet. Und obwohl sich dieser Prozess nach der Geburt erheblich verlangsamt, dauert er bis zu einem gewissen Grad ein Leben lang an. Im hohen Alter kann er sich jedoch dramatisch verlangsamen.
Diese Verlangsamung der Neurogenese ist mit einer klinischen Depression verbunden und hier kommen CBD und THC ins Spiel. Ein Grund dafür, warum diese Cannabinoide antidepressive Eigenschaften haben, liegt darin, dass sie die Bildung neuer Gehirnzellen im Hippocampus stimulieren. Auch dies ist kein weit hergeholter Kiffer-Mythos – es ist eine echte wissenschaftliche Erkenntnis, die innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft unbestritten ist. Doch leider bleibt das, was in der wissenschaftlichen Welt passiert, auch oft dort und dringt nicht in die breite Öffentlichkeit vor. Wir haben es also immer noch mit vielen Mythen über "Reefer Madness" und die vermeintlichen Schäden durch Marihuana zu tun, die uns kulturell weiterhin belasten.
3. Welche sind die wichtigsten Verbindungen in Cannabis, die bei der Behandlung von Suchtverhalten, Traumata und klinischer Depression helfen können?
Alle drei gesundheitlichen Störungen: Trauma, klinische Depression und Suchtverhalten sind mit einem Mangel an Neurogenese verknüpft oder stehen mit Problemen in Zusammenhang, die mit dem Hippocampus zu tun haben. Funktioniert dieser nicht richtig, kann dies mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht werden, was insbesondere für Alkoholismus und so weiter gilt. Es ist interessant, dass die Forschung zu psychedelischen Drogen, insbesondere LSD, die bis in die 1950er Jahre zurückreicht, vielversprechende Ergebnisse für die Behandlung von Traumata, Sucht und Depressionen erbracht hat.
Dafür gibt es einen Grund – und zwar das, was Wissenschaftler als das "Endocannabinoid-System" (ECS) bezeichnen. Dieses System reguliert eine Vielzahl physiologischer Prozesse, die an allen drei genannten Erkrankungen beteiligt sind und Cannabinoide wie CBD und THC interagieren mit diesem System, wodurch sie viele ihrer spezifischen Wirkungen erzeugen. Psychedelische Drogen wirken teilweise über denselben Mechanismus.
Das Phänomen "Sucht" ist sehr, sehr kompliziert und schwierig. Was den Zusammenhang zwischen CBD und Sucht angeht, hat ein Bereich, der für Wissenschaftler in letzter Zeit von Interesse war, mit der Fähigkeit von CBD zu tun, das Umweltgedächtnis potenziell zu verändern. Was ich mit "Umweltgedächtnis" meine? Sagen wir, Du hast mit einem Suchtmittel zu tun und begibst Dich in eine Rehaklinik. Du kommst "clean" wieder heraus, kehrst dann allerdings in dieselbe Umgebung zurück, in der Deine Sucht Wurzeln geschlagen hat. Bei vielen Nutzern reicht diese Erinnerung der Umgebung aus, um einen Rückfall auszulösen.
"Ist Vergessen ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Gesundheit. Wenn wir uns an alles erinnern würden, was uns vom Aufstehen am Morgen bis zum Einschlafen in der Nacht passiert ist, würden wir verrückt werden."
4. Welche Funktion haben THC und CBD in diesem Bereich?
Zumindest in Tierstudien scheint CBD die Assoziation zwischen der Sucht und einem bestimmten Ort zu durchbrechen. In dieser Hinsicht weist es also eine suchthemmende Eigenschaft auf.
Es gibt eine ganze Reihe von Tierversuchen über Kokainsucht, Amphetamin, Alkohol und sogar gewohnheitsmäßigen Marihuanakonsum. Das ist eine ganz andere Diskussion, denn einige der Studien sind wirklich verrückt, aber sie zeigen tatsächlich, dass CBD hilfreich sein könnte. Aber auch hier hat sich die Forschung in erster Linie auf Tiere konzentriert und von Tierversuchen kann man nicht automatisch auf den Menschen schließen und davon ausgehen, dass dort dasselbe passieren wird.
Aber wir von Project CBD kennen viele Erfahrungsberichte, nach denen CBD in Suchtsituationen hilfreich ist. Offensichtlich ist Opioid-Sucht ein großes Problem. Und dabei kann nicht nur CBD hilfreich sein, sondern auch THC. Denn wenn man mit Opioid-Sucht zu tun hat, hat es wahrscheinlich damit begonnen, dass dem Betroffenen eine Art von Schmerztherapie verschrieben wurde. Leider zielen Opioide nicht wirklich auf chronische Schmerzen ab und so kann man in einen sehr schlimmen Teufelskreis geraten, in dem man immer mehr einnimmt – und dann erleiden viele Menschen eine tödliche Überdosis.
Und ich denke, dass dies ein weiterer Bereich ist, in dem Cannabinoide wie CBD und THC hilfreich sein können, denn wir haben verstanden, dass THC in Kombination mit Opioiden die Menge an Opioiden senkt, die benötigt wird, um dieselbe schmerzstillende Wirkung zu erzielen. Wenn man also im Rahmen einer Opioid-Therapie etwas einnehmen kann, das die erforderliche Dosis reduziert, die Wirkung jedoch nicht mindert, verringert dies die Wahrscheinlichkeit einer tödlichen Überdosis. Und das an sich ist schon sehr positiv. Es gibt tatsächlich eine beträchtliche Menge an Studien dazu, von denen wir einige auf projectcbd.org veröffentlicht haben.
5. Was passiert, wenn man Opioide mit Cannabis kombiniert?
Wie bereits erwähnt, hat Cannabis in Kombination mit Opioiden den Effekt, dass die für eine Analgesie (Schmerzstillung) benötigte Opioid-Menge verringert wird. Ich sollte allerdings besser sagen, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist, wenn es um Sucht und Cannabinoide geht. Du hattest auch Depression und Traumata erwähnt; das sind Dinge, über die wir stundenlang reden könnten – einzeln und in Bezug aufeinander, da sie alle verwandt sind.
Wenn man mit PTBS zu kämpfen hat, bekommt man es gewöhnlich auch oft noch mit einer Depression zu tun. Wir wissen das von Soldaten, die aus Kampfgebieten zurückkehren und unter diesen schrecklichen Erinnerungen an das leiden, was sie gesehen, getan und erlebt haben. In den Tagen des Vietnamkrieges kamen die Soldaten zurück nach Hause, rauchten Gras und behaupteten, dies sei das einzige, was geholfen habe. Medikamente, die ihnen von Ärzten verabreicht wurden, schienen nicht sonderlich gut zu helfen, und wenn überhaupt, fachten sie nur die Sucht nach Arzneimitteln an. Aber ein paar Züge Cannabis schienen das Trauma zumindest vorübergehend in Remission zu schicken.
Über Traumata und Cannabinoide wurde viel geforscht. Eine Studie, die ich ziemlich faszinierend fand und das Potenzial der Cannabinoid-Therapie für PTBS unterstreicht, wurde von kanadischen Wissenschaftlern nicht lange nach 9/11 durchgeführt, als das World Trade Centers in Lower Manhattan zerstört wurde. Diese Gegend ist ein ziemlich überfülltes Viertel und die Forscher fanden in dem Areal 50 Menschen, die wach waren, als die Türme einstürzten. Etwa die Hälfte der Probanden gab an, davon eine PTBS zurückbehalten zu haben, während die andere Hälfte die Ereignisse leichter verarbeiten konnte.
Von hier aus führten die Wissenschaftler Studien zur tatsächlichen Gehirnchemie der Teilnehmer – sowohl der PTBS- als auch der Nicht-PTBS-Gruppe – durch und fanden heraus, dass alle PTBS-Patienten sehr niedrige Werte endogener Cannabinoide aufwiesen. Neben den Cannabinoiden aus Pflanzen gibt es auch körpereigene Cannabinoide, die wir selbst produzieren, die Endocannabinoide. Dabei handelt es sich um sehr wichtige Verbindungen, die uns ausgeglichen und gesund halten. Und falls man nur niedrige Mengen dieser endogenen Verbindungen hat, wird man anfällig für alle Arten von Krankheiten.
Niedrige Konzentrationen endogener Cannabinoide wurden mit Alkoholismus, PTBS, Autismus bei Kindern und klinischer Depression in Verbindung gebracht. Also haben wir ein wissenschaftliches Verständnis dafür entwickelt, warum Cannabis oder eine Cannabinoid-Therapie sowohl bei Traumata als auch bei Depression hilfreich sein könnte. Das ist ein Beispiel, das dies sehr anschaulich unterstreicht, denn in der Untersuchung zum World Trade Center wies niemand aus der Nicht-PTBS-Gruppe niedrige Konzentrationen an endogenen Cannabinoiden auf.
Auf die Frage, wofür das Endocannabinoid-System verantwortlich ist, zählt ein italienischer Wissenschaftler namens Vincenzo Di Marzo fünf Dinge auf: "essen, schlafen, entspannen, schützen und vergessen". Dass das ECS an der Regulierung der Nahrungsaufnahme, des Schlafes, der Entspannung und dem Schutz beteiligt ist (wie wir bereits besprochen haben), macht alles Sinn. Aber "vergessen"? Das ist eine interessante Option, die im ersten Moment nicht unbedingt gut klingt. Aber wenn man näher darüber nachdenkt, ist Vergessen ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Gesundheit.
Wenn wir uns an alles erinnern würden, was uns vom Aufstehen am Morgen bis zum Einschlafen in der Nacht passiert ist, würden wir verrückt werden. Bestimmte Dinge müssen wir ganz einfach vergessen – es ist Teil der Gesundheit, sich an Dinge zu erinnern, an die wir uns erinnern müssen, und zu vergessen, was wir vergessen müssen. Leider können Menschen, die an einer PTBS leiden, gerade die Dinge nicht vergessen, die sie vergessen müssen. Sie können diese traumatischen Erinnerungen nicht loslassen. Und es ist das ECS, das Gedächtnis und Vergessen reguliert, weshalb es so wichtig ist, seine Gesundheit zu erhalten. Glücklicherweise kann man dies durch Cannabiskonsum, Sport, erholsamen Schlaf und eine gute Ernährung erreichen.
6. Für welche spezifischen Therapien wird Cannabis untersucht?
Cannabis wird derzeit für eine ganze Reihe verschiedener Therapien untersucht. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass die Forschungswelt in Bezug auf Cannabis seltsam gespalten ist. Wir haben viel präklinische Forschung – buchstäblich Zehntausende von Studien haben Cannabis oder Cannabinoide mit einbezogen. Ich kann Dir alles darüber erzählen, was Cannabis mit einer Maus macht. Aber es gibt auch viele persönliche Erfahrungsberichte, insbesondere seit 1996 medizinisches Cannabis unter anderem in Kalifornien legalisiert wurde.
Jetzt bekommen wir immer häufiger Berichte von Leuten, die sagen: "So hilft es mir, so hilft es nicht." Wir haben also reichlich präklinische Forschung, wir haben viele Erfahrungsberichte von Leuten – was fehlt, ist die klinische Forschung, um zu "beweisen", dass es tatsächlich funktioniert.
In der medizinischen Welt stellt die doppelblinde randomisierte kontrollierte Studie den Goldstandard dar. Und es stimmt, dass man aus solchen Experimenten sehr wichtige Informationen gewinnen kann. Aber ehrlich gesagt denke ich nicht unbedingt, dass dies der optimale Weg ist, um die Wirksamkeit von Cannabis zu beurteilen, denn es ist, als würde man versuchen, einen quadratischen Zapfen in ein rundes Loch zu stecken. Man erhält den Goldstandard, der einige konkrete Daten zur Wirksamkeit liefert, aber ich bin mir nicht sicher, ob dies die beste Linse ist, um zu betrachten, wie Cannabis wirkt.
In Bezug auf CBD-reiches Cannabis – und damit meine ich Cannabis, das signifikante Mengen an CBD wie auch THC enthält – kann ich Dir sagen, dass wir beim Project CBD von Leuten hören, die es erfolgreich bei drei Haupterkrankungen eingesetzt haben: Schmerzen, Depression und Angst – insbesondere bei letzteren. Und das verweist auf die Probleme der modernen Welt. Es gibt so viele Ängste, nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch vor allen Reizen und Erfahrungen, die Angstgefühle auslösen.
Und insbesondere CBD könnte dafür recht gut sein. Auch THC könnte sehr entspannend wirken, aber die leichte Euphorie, die es auslöst, kann bei manchen Menschen eine Dysphorie bewirken, die möglicherweise unangenehm ist. Aber mit CBD löst es keine Dysphorie oder Euphorie aus. Ich würde nicht sagen, dass CBD nicht-psychoaktiv ist, denn es kann die Stimmung beeinflussen. Wenn es in der Lage ist, Depression oder Angst zu lindern, ist es psychoaktiv. Aber CBD ist nicht berauschend, sondern kann tatsächlich die berauschende Wirkung von THC reduzieren.
Es ist wirklich wichtig, die Wechselwirkung zwischen CBD und THC zu verstehen. Von Raphael Mechoulam, dem großen israelischen Wissenschaftler, der so viele wichtige Studien betrieben hat, wurde Cannabis als "medizinische Fundgrube" bezeichnet. Die Pflanze enthält viele Verbindungen. CBD und THC kann man sich als die Kronjuwelen dieser Fundgrube vorstellen. Am besten wirken sie gemeinsam. Es mag seltsam klingen, aber THC macht CBD tatsächlich sicherer. Diese Aussage könnte bei vielen Leuten Stirnrunzeln auslösen, weil CBD ja bereits sehr sicher ist und nicht high macht. Aber wo man in Schwierigkeiten geraten kann, ist die Kombination von hohen CBD-Dosen und Arzneimitteln.
7. Gibt es in der Interaktion mit Arzneimitteln einen Unterschied zwischen CBD und THC?
CBD interagiert mit den meisten zugelassenen Arzneimitteln, was je nach Situation entweder eine gefährliche oder hilfreiche Beziehung sein kann. Kombiniert man CBD allerdings mit nur ein wenig THC, ist die für eine therapeutische Wirkung erforderliche Menge an CBD viel geringer. Und wenn man weniger CBD einnimmt, ist die Wahrscheinlichkeit problematischer Wechselwirkungen geringer.
Man kann dies auch umkehren und sagen, dass CBD THC sicherer macht. Ich meine, im Allgemeinen haben die Leute Grenzen, was den THC-Konsum angeht. Es hat sozusagen seine eigenen Leitplanken. Wenn man ein Edible isst und zu high wird, weiß man, dass man es ein wenig übertrieben hat. Oder vielleicht nicht nur ein wenig. Nehmen wir also an, dass etwa 10 Milligramm THC für einen normalen Menschen eine gesunde Dosis sind. Was aber CBD angeht, nehmen manche Leute täglich bis zu 500 Milligramm zu sich. Der Punkt hier ist also, dass Wechselwirkungen mit THC weniger wahrscheinlich sind, weil man viel kleinere Dosen des Cannabinoids einnimmt.
Interessant ist nun, was Wissenschaftler bei der Forschung an Tieren mit Darmerkrankungen – z. B.
Colitis, Morbus Crohn – herausgefunden haben: Kleine, subklinische Dosen von THC sind isoliert wirkungslos, aber in Kombination mit CBD sehr wirksam. Das Problem für manche Menschen ist, dass sie durch die individuelle Verwendung von THC zu high werden, doch wenn sie es mit CBD kombinieren, verringert es die benötigte Menge und kann die psychotrope Wirkung etwas abschwächen. Beide Cannabinoide arbeiten also wirklich zusammen. Wir nennen sie deshalb das "Power-Paar des Cannabis".
8. Können wir körperlich bemerken, ob wir aufgrund von Cannabis neuronale Atrophie oder eine Depression entwickeln?
Es ist unwahrscheinlich, dass man durch den Konsum von Cannabis eine neuronale Atrophie entwickelt. Zunächst einmal versteht man unter einer neuronalen Atrophie im Wesentlichen eine Verlangsamung des Neurogeneseprozesses. Wenn man älter wird, produziert das Gehirn neue Stammzellen nicht mehr in dem Maße, wie es müsste. Im Ergebnis ist eine neuronale Atrophie wiederum oft mit klinischer Depression verbunden.
Wenn man sich also depressiv fühlt, greift man eher nach Cannabis, um seine Stimmung zu heben. Dann steht man als Außenstehenden leicht in der Gefahr, fälschlicherweise das Cannabis als Ursache für die neuronale Atrophie zu interpretieren, anstatt es als Behandlungsoption zu sehen, die auf irgendeine Weise zur Linderung beiträgt.
Ich würde diese Perspektive sogar als Mythos bezeichnen. Es ist eine Art Überbleibsel aus den Tagen von "Reefer Madness" und den Anklagen gegen Cannabis. Die Sache ist doch die: Bist Du bereits demotiviert, wirst Du wahrscheinlich nach Cannabis greifen. Und dies kann zwar zu Deinem Zustand beitragen, hat den Mangel an Motivation aber nicht verursacht.
Dasselbe würde ich zur Behauptung sagen, dass Cannabis Schizophrenie verursacht. Vollständig ausgeprägte Schizophrenie tritt normalerweise bei Menschen in den Zwanzigern auf, aber es gibt eine Zeit davor, in der die Schizophrenie zwar ersichtlich, aber eben noch nicht vollständig ausgeprägt ist. Dies wird Prodromalphase genannt, welche für Betroffene sehr angstbesetzt sein kann, was es wahrscheinlicher macht, dass sie Cannabis konsumieren, um den Stress abzubauen. Und so können die Leute natürlich Cannabis als den Schuldigen hinter dem eventuellen Ausdruck ihrer Schizophrenie missinterpretieren.
Wir sprechen über schwierige Situationen mit Menschen, von denen man sagen könnte, dass sie Cannabis missbrauchen – z. B. ein junger Mensch, der von morgens bis abends raucht, seine sozialen Interaktionen leiden, seine schulischen Leistungen fallen ab – aber ist Cannabis das Problem oder liegen andere Probleme vor, die Cannabis abschirmt? Denn das ist es, was ein Mensch sucht, um sich selbst zu trösten. Ich denke, es könnte bessere Wege geben, um aus einem Trott herauszukommen; so stimuliert regelmäßiger Sport die Neurogenese ebenso wie der Verzehr bestimmter Nahrungsmittel. Es sind also nicht nur Cannabinoide oder psychedelische Drogen, die das tun.
Also müssen wir uns diese Dinge genau ansehen. Wir sollten die Schwierigkeiten von jemandem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Und unabhängig davon, ob er Cannabis konsumiert oder nicht, ist es wichtig, das Thema nicht zu verwechseln und Cannabis zum Sündenbock zu machen, wenn tatsächlich andere Probleme im Spiel sind. "Cannabiskonsumstörung" ist ein Begriff, den ich nicht sehr oft verwende, weil ich denke, dass es einer dieser medizinischen Begriffe ist, die erfunden wurden, um Cannabis als Verursacher anderer Probleme abzustempeln.
9. Welches sind die Hauptrisiken einer Cannabisexposition im frühen Leben?
Die Leute haben definitiv Angst davor, junge Menschen Cannabis auszusetzen oder rauchen zu lassen, bevor sie fünfundzwanzig sind, wenn das Gehirn reifer ist. Aber ich finde das etwas irreführend. Das Gehirn entwickelt sich ständig weiter. Es hört nicht auf, wenn Du fünf oder fünfundzwanzig Jahre alt bist. Aber die Entwicklung verlangsamt sich. Daher empfehlen wir Menschen, kein Cannabis zu konsumieren, solange sie jung sind. Aber das entscheidet letztlich der jeweilige Jugendliche. Jugendliche erleben Stress und Cannabis ist sehr nützlich bei Stress. Und es ist sicherer als viele der Alternativen.
Das Problem sind vor allem die Gesetze. Wie alles andere auch, hat der Konsum von Cannabis einige Nachteile. Ich glaube nicht, dass die Gefahr besteht, dass es zu Schizophrenie oder Schädigungen des Gehirns kommt, doch es gibt noch einige Dinge zu bedenken. Wenn Du Cannabis regelmäßig konsumierst, solltest Du zunächst daran denken, dass es sich um eine Pflanze handelt. Und Pflanzen können "adstringierend" wirken, was im Grunde genommen bedeutet, dass sie den Körper austrocknen. Manche Pflanzen versorgen den Körper mit Feuchtigkeit, manche erwärmen ihn, andere wiederum kühlen ihn. Nun, Cannabis trocknet den Körper aus. Regelmäßige Raucher kennen diese "Mundwüste" nur zu gut. Wenn Du also regelmäßig Cannabis konsumierst, solltest Du darauf achten, ausreichend zu trinken – das ist eine Sache. Die andere Sache ist, dass Cannabis den Blutdruck leicht senkt.
Heutzutage, in unserer wirklich schnelllebigen Industriegesellschaft, haben die Menschen eher ein Problem mit Bluthochdruck. Cannabis ist in diesem Sinne also sehr hilfreich. Manche Leute haben allerdings das gegenteilige Problem. Und wenn Du eine blutdrucksenkende Substanz verwendest, während Du bereits mit dieser Erkrankung zu tun hast, wirst Du die Erfahrung wahrscheinlich nicht sehr genießen.
Aber man muss sich dieser Dinge bewusst sein. Das ist mein Ernst. Das Ganze ist komplex. Das Kraut hat viele verschiedene physiologische Wirkungen und wir können nicht davon ausgehen, dass diese immer positiv sein werden. Das waren jetzt nur zwei Beispiele. Aber die Vorstellung, dass Cannabis das Gehirn eines Nutzers verletzen kann? Wird es immer eine positive Kraft im Leben eines Menschen sein? Nicht unbedingt. Gibt es Zeiten, in denen sich jemand besser eine Pause gönnen und sich ein bisschen ausruhen sollte? Sicher.
Es gibt ein Meme, das sich herumspricht: "Ich habe eine Beziehung mit Cannabis." Das hat mir schon immer gefallen, weil ich denke, dass das Modell einer echten Beziehung nicht statisch ist. Wenn Du eine romantische Beziehung beginnst, ist es zuerst wirklich aufregend und dann verwandelt es sich in eine andere Art von Beziehung. Die Angelegenheit entwickelt sich ständig und die Beziehung erfordert, dass Du überprüfst, wie Du Dich fühlst. Mit Cannabis verhält es sich im Großen und Ganzen ähnlich.
Ich sage nicht, dass es ein Ersatz für romantische Beziehungen oder Freundschaften sein sollte. Wenn überhaupt, kann Cannabis helfen, Beziehungen aufzubauen. Es ist eine gemeinschaftsbildende Pflanze. Aber Du solltest immer wachsam sein, um sicherzustellen, dass Cannabis bei Dir weiterhin genauso gut wie in der Vergangenheit. funktioniert Falls Du Dich ausgebrannt fühlst und nicht mehr so high wie früher wirst, dann lege vielleicht eine kleine Toleranzpause ein. Verwende es für ein paar Tage nicht. Drücke die Reset-Taste.
Dr. Dustin Sulak spricht über die Notwendigkeit, sich für Cannabis zu sensibilisieren. Wenn Du ein chronischer Nutzer bist, was wir in keiner Weise beurteilen, finden viele Menschen, dass sich eine kleine Auszeit zu nehmen, die Erfahrung wirklich verbessert, wenn sie danach wieder darauf zurückkommen. Oder falls Du Cannabis mit hohem THC-Gehalt und sehr wenig CBD verwendest, probiere eine Sorte mit einer Mischung aus CBD und THC aus und Du wirst womöglich sehr angenehm überrascht sein. CBD senkt die psychotrope Obergrenze von THC, was bedeutet, dass Du nicht so high wirst. Aber es verlängert auch die Dauer der Erfahrung, so dass Du einen längeren Zeitraum high bist. Damit kannst Du also herumspielen – es ist ein weiterer Aspekt der Beziehung zu der Pflanze. Und in diesem Sinne ist sie nicht statisch.
"Jugendliche erleben Stress und Cannabis ist sehr nützlich bei Stress. Und es ist sicherer als viele der Alternativen."
10. Wie können wir medizinisches Cannabis in unser Leben integrieren, wenn wir es noch nie zuvor konsumiert haben?
Ich denke, dass dies eines der Geschenke von CBD ist. Es ist aus vielen Gründen eine leicht zu nehmende Eingangstür, wenn man gerade erst in die Cannabiswelt einsteigt. Aufgrund des mit Cannabis verbundenen Stigmas hätten viele Menschen nie daran gedacht, CBD zu verwenden. Aber dann hören sie von diesem Rummel um das Cannabinoid und finden heraus, dass sie die Pflanze nicht rauchen oder high werden müssen, um von ihren Nutzen zu profitieren. Man kann Cannabis zu therapeutischen Zwecken oder zu anderen Zwecken konsumieren. Der Schlüsselfaktor wird wirklich durch das Verhältnis von CBD und THC beeinflusst.
CBD ist nicht berauschend und kann die berauschende Wirkung von THC neutralisieren, je nachdem, wie viel davon in einem bestimmten Produkt enthalten ist. Wenn es die gleiche Menge von beiden gibt, wirst Du davon high, vertrau mir da. Und bis zu den Jahren der selektiven Züchtung, die sich darauf konzentrierte, den THC-Gehalt zu maximieren, war Cannabis früher gewöhnlich so – gleiche Mengen an CBD und THC. Viele Leute genießen diese hochoktanigen Sorten, was auch für mich gilt. Aber man sollte nicht unbedingt auf die Gelegenheit verzichten, eine ausgewogenere Sorte auszuprobieren.
CBD ist auch ein wirklich guter Einstiegspunkt für Anfänger, obwohl ich immer empfehlen würde, etwas THC drin zu haben, um die Wirkung zu verstärken. Wenn es ein sehr kleiner Anteil ist, wird es Dich nicht high machen, Dir aber trotzdem zugute kommen. Wenn Du mit Cannabis experimentierst, beginne wie man so schön sagt vorsichtig und gehe langsam vor. Und steigere Dich langsam. Aber es gibt noch einen weiteren Teil dieses Sinnspruchs, der besagt, "beginne vorsichtig, gehe langsam voran, aber habe keine Angst, den ganzen Weg zu gehen“. Tatsächlich braucht man manchmal mehr, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Und selbst jene, die schwören, nicht high werden zu wollen, werden vielleicht ein wenig high, wenn sie anfangen, zu experimentieren, und stellen dann fest, dass ihnen diese Erfahrung gefällt. Auf diese Weise kann CBD ein Zugang zu THC sein, aber nicht auf schädliche Weise – denn es ist nicht schädlich. Es kann sehr, sehr hilfreich sein. Und das von ihm bewirkte High kann auch einen intrinsischen therapeutischen Wert haben.