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Lichtstress und Lichtbrand: Wie man seine Pflanzen schützt
Auch wenn Du dieses Problem nicht einfach mit einem Nährstoff-Booster lösen kannst: Deine Pflanzen können es überleben, solange es nicht zu spät ist. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du das Problem beheben kannst.
Lichtstress wirkt sich hauptsächlich auf Indoor-Cannabispflanzen aus. In dieser Umgebung müssen Grower eine Vielzahl von Variablen ins Gleichgewicht bringen, darunter den Abstand der Anbaulampe vom Kronendach und ihre Intensität. Wenn Du Deine Lampe zu nah an Deinen Pflanzen positionierst, wirst Du Lichtbrand begünstigen. Ist der Abstand zu groß, werden Deine Pflanzen hinter den Erwartungen zurückbleiben und sich unerwünscht in Richtung Lichtquelle strecken. Ob Du nun ein Anbauneuling bist, der sich fragt, wie man Lichtstress behebt, oder ein Grow-Veteran, der sein Wissen erweitern will, wirst Du im Folgenden alles Wissenswerte über Lichtbrand lernen.
Zunächst einmal solltest Du wissen, dass Pflanzen eigentlich nicht "zu viel" Licht erhalten können. Die Photonen selbst sind also nicht das Problem. Es ist vielmehr ein Ungleichgewicht zwischen der Beleuchtung und den anderen von Cannabis benötigten Ressourcen, das zu Lichtstress führt – der Bedarf an Wasser, Kohlendioxid und Nährstoffen steigt mit der Lichtintensität.
Wenn Du eine zu starke Lampe über Deine Pflanzen hängst, diese Parameter aber nicht anpasst, wirst Du auf Schwierigkeiten stoßen (in Form von Lichtstress). Des Weiteren ist es die von der Lampe ausgestrahlte Wärme, die Lichtbrand verursacht, nicht die Photonen selbst. Wenn Du Deine Lampe falsch positionierst, wirst Du den oberen Teil des Kronendachs buchstäblich kochen.
Da wir dies nun geklärt haben, lass uns die Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten von Lichtstress ansehen, und erörtern, wie man Lichtbrand von vornherein verhindert.
Inhaltsverzeichnis:
Anzeichen von zu viel Licht bei Cannabispflanzen
Ausgebleichte Blüten
Ein todsicheres Symptom einer Verbrennung durch Licht sind ausgebleichte Stellen an den Blüten. Dieses Phänomen tritt auf, wenn sich die Blüten zu nahe an leistungsstarken Lampen befinden. Womöglich hast Du bereits Bilder von rein-weißen "Albino"-Cannabisblüten im Internet gesehen. Diese mögen zwar wie eine beabsichtigte Entwicklung seltener Genetik aussehen, aber tatsächlich handelt es sich dabei um einen gewöhnlichen Bleichungsprozess. Zum Glück ist es äußerst schwer, es zu übersehen, wenn sich Deine Blüten vollkommen weiß verfärben.
Obwohl weiße Blüten interessant aussehen mögen, sind sie meistens auch leider vollkommen wertlos. Durch die Hitze werden die im Harz enthaltenen Cannabinoide abgebaut, wodurch die Blüten an Kraft verlieren. Der Duft und Geschmack dieser Blüten wird ebenfalls weniger wünschenswert sein. Die Terpene, die für diese Eigenschaften verantwortlich sind, sind äußerst flüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe, die in Kontakt mit Hitze ebenfalls abgebaut werden.
Gelbe Blätter
Gelbe Blätter sind ein weiteres Zeichen dafür, dass Deine Pflanze einer Verbrennung durch Licht zum Opfer gefallen ist. Gelbe Blätter können jedoch auch auf einen Stickstoffmangel hinweisen. Der Unterschied liegt darin, dass gelbe Blätter infolge dieses Nährstoffmangels unten an der Pflanze zuerst auftreten. Die Blätter verwelken dabei schnell und fallen entweder schnell ab oder lassen sich äußerst leicht entfernen. Auf der anderen Seite treten gelbe Blätter, die auf Verbrennungen durch Licht zurückzuführen sind, an der Spitze der Pflanze auf und sind viel starrer und schwerer entfernbar.
Gehemmtes Wachstum
Aufgrund des Schadens am photosynthetischen Apparat kann Lichtbrand die Wachstumsrate verringern. Verbrannte Blätter fangen an, ihren Wassergehalt zu verlieren, dörren aus und vergilben. Wegen des Mangels an Wasser, Struktur und Chlorophyll können die betroffenen Blätter keine Photosynthese betreiben. In den frühen Entwicklungsstadien, wenn die Pflanzen nur wenige Blätter haben, kann dies das Wachstum hemmen und sich später im Wachstumszyklus auf die Pflanzengesundheit auswirken.
Wie man Lichtbrand bei Cannabis behandelt
Als erstes solltest Du Deine Pflanzen etwas weiter von den Lampen entfernen. Dies kann erfolgen, indem Du entweder die Pflanzen oder die Lampen verschiebst, je nachdem, was Deine Anbaufläche hergibt. Berücksichtige bei der Auswahl eines neuen Standortes immer die am stärksten betroffenen Bereiche jeder Pflanze! Du kannst auch einige Deiner Lampen komplett entfernen. Wenn Du das gut organisierst, werden Deine Pflanzen auch mit ein paar Birnen weniger auskommen!
Wenn die Reduzierung des Lichts oder die Verschiebung der Pflanzen keine gangbare Option ist, dann kannst Du Deine Pflanzen auch mit der LST-Methode anbauen. Dies ist eine Technik, um mehr Erträge zu erzielen. Hier wird versucht, die Zweige der Pflanze auf der gleichen Höhe zu halten. Wenn ein Zweig größer wird, wird er zur Seite gebogen und mit einem Hilfsmittel, beispielsweise einem Draht, in dieser Position gehalten.
Versuche auch, die Temperatur des Raumes zu verringern. Das solltest Du aber langsam machen und die Temperatur dann konstant halten. Die Pflanze braucht Zeit, um sich anzupassen. Jede Änderung, die Du an der Umgebung oder dem Medium einer Pflanze vornimmst, muss sorgfältig und mit Geduld erfolgen. Es spielt keine Rolle, wie gut Du Deine Pflanzen bewässerst und fütterst. Wenn Du nicht auf ihre Umwelt achtest, dann wird die Pflanze sterben.
Wie man zu viel Licht für Pflanzen verhindert
Lass uns nun untersuchen, wie man von Anfang an zu viel Licht vermeidet. Hierbei bleibt der Abstand zwischen Deiner Lampe und Deiner Pflanze/Deinen Pflanzen entscheidend. Es hängt dabei alles von der Art von Lampe ab. In der Regel erzielen die meisten Indoor-Grower gute Resultate mit einer Leistungsverteilung von 400–600W pro m².
Wenn Du eine Metallhalid- (MH) oder Natriumdampf-Hochdrucklampe (NDL) innerhalb dieses Leistungsbereichs verwendest, solltest Du diese Abstände einhalten:
- 400W: 30–50cm
- 600W: 35–65cm
Wenn Du Lichtemitterdioden (LEDs) bevorzugst, dann positioniere Deine Lampen innerhalb dieser Abstandsbereiche:
- 400W: 40–75cm
- 600W: 60–65cm
Du kannst auch ein Luxmeter nutzen, um den perfekten Abstand Deiner Lampen zu messen. Die Maßeinheit Lux (Lumen/m²) kann Growern helfen, die Positionierung der Lampe zu verbessern, und dadurch die Pflanzenleistung optimieren. Strebe in den drei Hauptphasen des Wachstumszyklus diese Lux-Bereiche an:
- Sämlingsphase: 5000–7000 Lux
- Wachstumsphase: 15 000–50 000 Lux
- Blütephase: 45 000–65 000 Lux
Können Pflanzen zu viel Licht erhalten?
Man kann Pflanzen in der Tat zu viel Licht aussetzen, wenn man nicht die zusätzlichen Ressourcen hat, die ihnen dabei helfen, mit diesem Reiz fertig zu werden. Im Folgenden behandeln wir optimale Lichtzyklen, mehr technische Terminologie der Lichtmessung und warum man über den Raum nachdenken muss, bevor man in eine Anbaulampe investiert.
18-stündige vs. 24-stündige Lichtzyklen
Wie viel Licht sollte man seinen Pflanzen in den verschiedenen Phasen des Wachstums bereitstellen? Photoperiodische Pflanzen benötigen während des Wachstums 18–24 Lichtstunden und in der Blüte 12 Lichtstunden, um in der Blütephase zu bleiben. Autoflowers können während des gesamten Wachstumszyklus 18–24 Lichtstunden erhalten, da sie keinen bestimmten Lichtplan brauchen, um die Blüte einzuleiten. Doch für welchen Zyklus sollte man sich für die photoperiodische Wachstumsphase und den gesamten Autoflower-Lebenszyklus entscheiden?
Dieses Thema wird heiß diskutiert. Manche Grower stellen ausgezeichnete Ergebnisse fest, wenn sie den Lichtzyklus voll ausschöpfen, wohingegen andere behaupten, es mache kaum bis gar keinen Unterschied. Da Licht jedoch die Photosynthese antreibt und die Photosynthese das Wachstum, kannst Du mit einer schnelleren Wachstumsgeschwindigkeit rechnen, wenn Du Deine Lampe jeden Tag 24 Stunden eingeschaltet lässt.
Warum also verfolgen nicht alle Grower diese Strategie? Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Zunächst einmal kostet es mehr, eine Lampe so lange in Betrieb zu lassen. Wenn man das ganze Jahr über Cannabis anbaut, bedeutet dies einen beträchtlichen Anstieg der Stromkosten. Zweitens erfordern eine erhöhte Photosynthese und gesteigertes Wachstum höhere Wasser- und Nährstoffmengen. Je länger man seine Lampe in Betrieb lässt, desto mehr muss man sich um die Bedürfnisse seiner Pflanzen in den verschiedenen Phasen des Wachstums kümmern.
PPFD und Luxmeter erklärt
Wir haben Luxmeter bereits kurz angesprochen – Geräte, die die Menge an Lumen auf einer bestimmten Fläche messen. Auch wenn manche Grower diese Maßeinheit schätzen, vermittelt sie uns kein Gesamtbild. Warum? Weil Lumen eine Maßeinheit des für das menschliche Auge sichtbaren Lichts ist. Unsere Augen können jedoch nur einen Teil des Spektrums wahrnehmen, das Pflanzen für die Photosynthese nutzen.
Deshalb ziehen es viele Grower vor, die photosynthetisch aktive Strahlung (PAR) zu messen – den Photonenbereich, den Pflanzen in Energie umwandeln. Dabei misst man mit einem PAR-Meter die photosynthetisch aktive Photonenflussdichte (PPFD). Diese Geräte informieren Grower über die Menge an photosynthetisch nützlichem Licht, das pro Sekunde auf einen Quadratmeter trifft (µmols/m²/s). Strebe beim Positionieren Deiner Lampe einen PAR-Wert zwischen 300 und 400µmols/m²/s an.
Mehr Licht bedeutet mehr Ressourcen
Wenn man schnelleres Wachstum über einen kürzeren Zeitraum will, ergibt es Sinn, eine stärkere Lampe zu verwenden. Dieser Vorteil hat jedoch seinen Preis. Ein erhöhter Stoffwechsel durch eine schnellere Photosyntheserate bedeutet, dass mit dem höheren PPFD andere Pflanzenbedürfnisse einhergehen. Diese sind unter anderem:
- Mehr Nährstoffe: Wenn sie unter stärkeren Lampen steht, wird Deine Pflanze höhere Werte der Hauptnährstoffe benötigen, insbesondere von Stickstoff. Falls Du synthetische Nährstoffe verwendest, erhöhe die wöchentliche Dosis. Bist Du ein Bio-Grower, sind flüssige Algen- und Fisch-Emulsionen gute Quellen.
- Mehr Wasser: Du solltest die Feuchtigkeitszufuhr genau im Auge behalten. Beobachte regelmäßig, ob ein Turgorverlust vorliegt, und gieße, wenn die obersten Zentimeter des Substrats austrocknen.
- Passe die Temperatur und Luftfeuchtigkeit an: Stärkere Lampen strahlen mehr Wärme ab. Nutze Ventilatoren, um übermäßige Temperaturen zu senken, und einen Luftbefeuchter, damit das Blattwerk nicht zu trocken wird.
- Ziehe Kohlendioxid in Betracht: Stärkere Lampen zu nutzen, wird Dir die Möglichkeit geben, zusätzliches CO₂ wirksam einzusetzen. Diese Kombination kann die Pflanzenresistenz und Wachstumsgeschwindigkeit erhöhen sowie zu besseren Erträgen führen.
Die Beleuchtung an den Raum anpassen
Wähle eine Lampe aus, die mit Deinem Anbauraum kompatibel ist. Wenn Du einen Mikroanbau durchführst, kann eine kleine 200W LED ausreichen. Falls Du in einer 2m × 2m × 2m Box anbaust, wirst Du eine größere und stärkere Lampe benötigen, um Deine Umgebung voll ausnutzen zu können. Es könnte verlockend sein, für den bestmöglichen Ertrag eine leistungsstarke 600W Lampe in Deiner winzigen Growbox aufzuhängen, doch das kann schnell nach hinten losgehen. Deine Pflanze wird dringend mehr Nährstoffe sowie Wasser benötigen und (je nach Topfgröße) wahrscheinlich anfangen, zu nah an die Lampe heranzuwachsen, und deshalb unvermeidlicherweise unter Lichtbrand leiden. Stelle den PPFD ein, dünge Deine Pflanzen gut, halte sie gut bewässert und sie werden ihr genetisches Potenzial ausschöpfen können – ohne dabei zu verbrennen!
Wie viel Licht benötigt eine Cannabispflanze?
Um zu überleben, brauchen Cannabispflanzen ausreichend Photonen, doch sie können reichlich davon verkraften. Eigentlich können Cannabispflanzen nicht zu viel Licht erhalten. Autoflowers und wachsende photoperiodische Pflanzen werden unter einer starken Lichtquelle gedeihen, die täglich 24 Stunden eingeschaltet ist, sofern sie genügend Nährstoffe, Luftstrom, Wasser und Luftfeuchtigkeit erhalten, um mit dem starken Anstieg des Stoffwechselprozesses fertig zu werden. Die meisten Homegrower stellen ein Gleichgewicht zwischen optimaler Leistung, Stromkosten und Pflanzengesundheit her. Um dies zu bewerkstelligen, befolge einfach die oben genannten Empfehlungen bezüglich Lichtabstand, Lux und PAR. Happy Growing!