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Kann eine seitliche Beleuchtung den Ertrag von Cannabispflanzen erhöhen?
Seitliche Beleuchtung ist in der Landwirtschaft eine sehr gängige Technik. Funktioniert das auch bei Cannabispflanzen?
Contents:
Beim Cannabisanbau in einem Anbauraum ist eine seitliche Beleuchtung ein beliebtes Mittel. Dabei werden Deine Cannabispflanzen nicht von oben beleuchtet, sondern von der Seite mit Licht versorgt. Diese Methode erfreut sich mittlerweile ziemlicher Beliebtheit, jedoch nicht aus den Gründen, an die Du jetzt vielleicht denkst.
Anbauer sind ständig auf der Suche nach dem nächsten entscheidenden Faktor, mit dem sich der Ertrag erhöhen lässt und nicht selten bringt zusätzliche Beleuchtung die bemerkenswertesten Erfolge.
Es stimmt, dass die Sonne am Horizont aufgeht, zur Mittagszeit von oben Licht spendet und dann wieder untergeht. Cannabispflanzen haben ihr Wachstumsmuster angepasst, um das Licht so am besten aufnehmen zu können und deshalb erinnert das Aussehen der Pflanzen auch an die Form eines Christbaums.
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Natürliche Selektion hat nicht nur eine bestimmte Fähigkeit, ganz im Gegenteil. Aufgrund ihres Wesens einer hochleistungsfähigen jährlichen Pflanze, ist Cannabis wie ein Supersportler, der dazu programmiert wurde, nach dem Erreichen der Ziellinie zu sterben. „Erfolg“ bedeutet, die weibliche Pflanze wird bestäubt, produziert Samen und vermehrt sich. Unbestäubt werden die Pflanzen sexuell so gestresst, dass ihre Blüten so groß wie möglich werden, ehe ihre Zeit um ist.
Die weibliche Pflanze stellt ihre Blüten so groß und schön wie möglich zur Schau, um die Chancen einer Bestäubung zu erhöhen. Bestimmte Hormone veranlassen sie dazu, die oberen Buds den äußeren Blüten vorzuziehen. Diesen Umstand nennt man apikale Dominanz. Die Pflanze weiß, welche Blüten sich oben befinden bzw. höher liegen und behandelt sie bevorzugt.
Um dieses Verhalten zu nutzen, bedienen sich Anbauer verschiedener Beschneidungstechniken. Zum Beispiel durch Kappen, bei dem man zu Beginn der Wachstumsphase den Hauptstamm abschneidet, um die Pflanze in zwei neue Stämme zu teilen. Aus der ehemals einsamen Spitze werden dann zwei dominante Colas.
Kurz gesagt: Wenn Du Cannabis nur mit seitlicher Beleuchtung anbaust, werden die Pflanzen im oberen Teil immer noch am stärksten wachsen. Die obersten Colas werden dicker und größer werden, während die darunter und innen liegenden Blüten immer kleiner und luftiger bleiben. So haben sich Cannabispflanzen nun mal angepasst.
FUNKTIONIERT SEITLICHE BELEUCHTUNG ÜBERHAUPT?
Lampen an den Seiten zeigen durchaus Wirkung, nur nicht auf die Art und Weise, wie manche Anbauer annehmen. Die Verdopplung der Beleuchtung an den Seiten und von oben, wird nicht zu doppelten Erträgen führen. Natürlich wird es die Produktion ankurbeln, aber eine zusätzliche Beleuchtung von der Seite sollte nicht Deine Hauptstrategie für die Maximierung des Endgewichts Deiner getrockneten Ernte sein.
Beim Anbau anderer Pflanzen, die keine apikale Dominanz zeigen, wirkt sich eine seitliche Beleuchtung positiv auf den Ertrag aus. Vor allem beim Cannabisanbau im Innenbereich hat eine Beleuchtung von der Seite seine Berechtigung. Anbauer, die im Geheimen anbauen und mit winzig kleinen Anbauflächen arbeiten, haben gar keine andere Wahl und müssen kreativ werden. Dasselbe gilt für Plantagen in einem Schrank, wo der Platz derartig begrenzt ist, dass das Licht nicht den unteren Teil der Pflanzen erreichen kann. In diesem Fall ist eine seitliche Beleuchtung essenziell, um ein Mindestmaß an physiologischer Photosynthese zu garantieren.
Dasselbe Prinzip lässt sich auf größere Anbauräume übertragen, bei denen es aus den verschiedensten Gründen Stellen gibt, die unzureichend beleuchtet werden. In diesen Plantagen ist der Nährstoffverbrauch oftmals ziemlich hoch. Wenn die Hälfte der Pflanze kein Licht abbekommt, kann sie keine Nährstoffe umwandeln, was wiederum eine Nährstoftoxizität zur Folge hat. Die Beleuchtung von der Seite trägt zur Entwicklung und Aufrechterhaltung gesunder Pflanzen bei.
Bestimmte Lampensysteme wie CFL oder T5 haben schlichtweg nicht genügend Durchdringungsvermögen. Das heißt, dass das abgegebene Licht innen liegende und untere Teile der Pflanze nicht erreichen kann, was ein vermindertes und geschwächtes Wachstum zur Folge hat. Auch in diesem Fall bringt die strategische Platzierung von Lampen ihre Vorteile mit sich.
Manchmal werden Anbauer beim Ausprobieren neuer Sorten ein wenig aufgeregt. Insbesondere wenn sie den Anbau von relativ kleinen Indica-Pflanzen gewöhnt sind und auf einmal mit einer Sativa-Landrasse herumexperimentieren. Dabei ist es keine Seltenheit, dass sich Pflanzen so sehr in die Höhe strecken, wie es das höchste Anbauzelt erlaubt. Dann gibt es für den Anbauer nur eine Lösung. Man muss die Lampen auf die Seite verfrachten.
WAS SOLL ICH MACHEN?
Zunächst musst Du sicherstellen, dass Du die Anbauumgebung vollkommen unter Kontrolle hast und die Störfaktoren korrekt identifizierst. Die Temperatur tagsüber und nachts, Feuchtigkeitsgehalt, CO₂-Gehalt, Lichtintensität und -spektrum, Bewässerungsfrequenz und Nährstoffmanagement sind viel wichtiger, als auf der Seite Lampen anzubringen, die die Unterseite der Pflanze bestrahlen.
Bevor Du Dir Gedanken über seitliche Beleuchtung machst, solltest Du an Beschneidung denken. Es gibt mehrere Techniken, auf die wir jetzt nicht näher eingehen werden, die wir aber informationshalber erwähnen wollen. Sie funktionieren alle nach demselben Prinzip: Das Höhenwachstum maximieren und/oder die apikale Dominanz des Hauptstamms unterbinden. Mit diesen Techniken erreichst Du buschigere Pflanzen mit mehr Colas. Das Ergebnis ist eine viel effizientere Nutzung Deiner künstlichen Beleuchtung von oben und eine deutliche Steigerung des potenziellen Ertrags.
Beispiele für Beschneidungstechniken:
- LST - Low-Stress Training
- ScrOG - Screen Of Green
- SOG - Sea Of Green
- Kappen oder Topping
- Fimming (dient vielmehr dazu, den Ertrag zu steigern, als Höhe zu reduzieren)
- Main-Lining, Manifolding (dt. Vervielfältigung)
- Supercropping
- Entblätterung
- Lollipopping
Ein weiterer raffinierter Trick ist der Einsatz von sich bewegenden Lampen. Dabei handelt es sich vielmehr um Geräte, die die Lampen über die Pflanzen hin und her bewegen. Die Idee dahinter verfolgt gleich zwei Ziele: Die natürliche Wanderung der Sonne nachzuahmen oder um das Licht über das Blütendach wandern zu lassen, um die Streuung des Lichts zu maximieren und Schatten zu reduzieren.
Darüber hinaus kannst Du mithilfe dieser Geräte die Lampen an den Pflanzen positionieren, ohne gleich Gefahr zu laufen, dass diese sich daran verbrennen. Für die Beleuchtung gilt das Abstandsgesetz. In der Theorie bedeutet das, dass Du durch die Absenkung der Lampen die Effizienz um 30-50% erhöhen kannst.
IST DIE SEITLICHE BELEUCHTUNG BEI CANNABIS NUTZLOS?
Eine seitliche Beleuchtung ist bestimmt nicht nutzlos. Sowohl bei Gemüse als auch Cannabis haben Lampen an den Seiten ihre Berechtigung. Man muss vor allem abwägen, ob die zusätzlichen Kosten gerechtfertigt sind. Letztendlich musst Du Dir die Frage stellen, ob Du das Gewicht Deiner zarten Popcorn-Buds um 20% erhöhen oder lieber den gesamten Ertrag um 20% steigern willst.
Wenn Du Deinen Anbauraum bis ins kleinste Detail eingestellt hast und Du Dir sicher bist, das Deine Sorte ihr ganzes genetisches Potenzial erreicht hat, kannst Du an den Seiten durchaus extra Lampen anbringen, um wirklich alles aus Deinen Pflanzen herauszuholen. Ansonsten bist Du mit kostenlosen Beschneidungstechniken viel besser beraten, um beim finalen Ertrag das gewünschte Ergebnis zu erzielen.