By Miguel Ordoñez Reviewed by: Carles Doménech


Die Darmgesundheit wird oftmals stiefmütterlich behandelt. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass viele Probleme, die dort unten auftreten können, nicht so belastend sind wie beispielsweise eine schlimme Migräne.

Wir wissen relativ wenig darüber, dass die Funktion des Darms über bloße Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen hinausgeht. Sie beeinflusst auch die Funktion des Immunsystems, den Stoffwechsel potenziell schädlicher Nahrungsbestandteile sowie die Synthese von Vitaminen und anderen Nährstoffen.

Experten sagen, ein gesunder Darm ist der Schlüssel zu einem gesünderen Selbst. Es gibt außerdem faszinierende Entdeckungen, die das Endocannabinoid-System und CBD damit in Verbindung bringen.

Ganz genau. Innerhalb der letzten Jahre untersuchten Wissenschaftler das Potenzial von Cannabidiol für die Verbesserung von Darmgesundheit und Verdauung. Aber wie genau könnte dies funktionieren?

Warum ist Darmgesundheit wichtig?

Wie bereits erwähnt, ist der Darm für verschiedene lebensnotwendige Funktionen verantwortlich. Auf seine Gesundheit zu achten, bedeutet auch, den gesamten Körper im Gleichgewicht zu halten.

Die im Darm lebenden Mikroorganismen sind Teil eines größeren Habitats, das als Mikrobiom bezeichnet wird. Du kannst Dir den Mikroorganismus als belebte Metropole für Billionen von Organismen vorstellen, die in unserem Körper leben. Die Rede ist von Bakterien, Parasiten, Viren und Pilzen.

Wenn du von diesen vier Arten von Mikroben (auch Mikrobiota genannt) hörst, assoziierst du sie möglicherweise automatisch mit Krankheiten. Das trifft jedoch nicht immer zu.

In einem gesunden Körper besteht eine harmonische Beziehung[1] zwischen den verschiedenen symbiotischen oder saprophytischen – (im richtigen Verhältnis) nützlichen – Mikroben. Sie können problemlos zusammenleben. Sobald jedoch eine Störung auftritt – sei es in Form einer Krankheit, schlechter Ernährung, oder aufgrund bestimmter Medikamente – wird der Körper anfälliger für Erkrankungen. Einige dieser Krankheiten können durch ein übermäßiges Anwachsen der Population einiger dieser „guten" Mikroben (oft als fakultativ pathogen bezeichnet) verursacht werden.

Andere Mikroben, die gelegentlich im Darm vorkommen, sind „reinweg" pathogene (krankheitserregende) Mikroben, die nur dann im Körper präsent sind, wenn sie solche Erkrankungen verursachen.

Wir haben auch erwähnt, dass ein Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Gehirnfunktion besteht. Dies liegt daran, dass die beiden durch jede Menge Neuronen verbunden sind. Das Mikrobiom steuert auch die Produktion von Neurotransmittern[2].

Das alles lässt erahnen, warum es den Begriff „Bauchgefühl“ gibt und wie er mit Logik und Argumentation unterfüttert werden kann.

Warum ist Darmgesundheit wichtig?

Wie Dein Verdauungssystem funktioniert

Die Darmflora erfüllt mehrere Aufgaben[3] innerhalb des Mikrobioms. Neben der Aktivierung der Immunantwort verdaut sie auch potenziell toxische Nahrungsbestandteile. Um besser zu verstehen, wie die Darmflora dem Körper nützt, wollen wir uns das Magen-Darm-System genauer ansehen.

Monosaccharide werden beispielsweise leicht vom Magen-Darm-Trakt/ Gastrointestinaltrakt (GI) über die oberen Bereiche des Dünndarms aufgenommen.  Bei komplexen Kohlenhydraten ist das nicht der Fall. Sie wandern durch den Dickdarm. Von dort aus übernimmt die Darmflora, um den Verdauungsprozess mithilfe ihrer Verdauungsenzyme abzuschließen.

In einem gesunden Individuum fungiert die Darmflora außerdem als Schutz des Körpers vor pathogenen Organismen, die durch den Verzehr von verunreinigter Nahrung und Wasser in das System gelangen.

Ein gutes Beispiel sind die Bakterien im Darm. Diese Mikrobiota tragen dazu bei, das übermäßige Wachstum fakultativ pathogener Erreger zu verhindern, indem sie um die Aufnahme von Nährstoffen konkurrieren.

Wie Dein Verdauungssystem funktioniert

Die Verbindung zwischen Darm und dem Endocannabinoid-System

Bevor wir die potenzielle Wirkung von CBD auf die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts angemessen diskutieren können, müssen wir uns mit dem Endocannabinoid-System beschäftigen.

Das ECS besteht aus einem Netzwerk von Liganden und Zellrezeptorstellen, die im ganzen Körper verstreut sind. Das System durchläuft mehrere lebenswichtige Regionen, darunter sowohl das zentrale und periphere Nervensystem als auch das Immunsystem. Aufgrund seiner großen Reichweite ist es an wichtigen Funktionen wie Schlaf, Stimmung, Gedächtnis, Immunreaktion, Reproduktion, Appetit und Fruchtbarkeit beteiligt.

Das ECS hat zwei primäre Rezeptoren: CB1 und CB2. Erstere befinden sich größtenteils auf Nervenzellen im Rückenmark und im Gehirn, während CB2-Rezeptoren vor allem im Immungewebe vorkommen.

Neueste Forschungen haben einen Zusammenhang zwischen dem ECS und dem Magen-Darm-System aufgedeckt. Möglicherweise kann das ECS die Neurotransmission zwischen Darm und Gehirn mit Hilfe des Vagusnervs aufrechterhalten. Eine Metastudie aus dem Jahr 2016[4] beispielsweise stellt einen Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-Signalsystem des Darms und der Darmmotilität, der Darm-Hirn-vermittelten Fettaufnahme und der Hungersignalisierung her. Mithilfe des Vagusnervs könnte das ECS in der Lage sein, die Neurotransmission zwischen Darm und Gehirn zu initiieren.

Womöglich besteht auch eine Verbindung zwischen dem ECS und dem Mikrobiom in Bezug auf Stimmungsstörungen. Eine 2020 durchgeführte Studie[5] an Mäusen zeigt beispielsweise, dass Veränderungen des Mikrobioms depressive Symptome verursachen können.

Mit Hilfe der Endocannabinoid-Signalübertragung (bzw. der Aktivierung der Rezeptoren) konnten diese depressiven Symptome aber nachweislich reduziert werden. Obwohl diese Studie als vorläufig anzusehen ist, wirft sie ein neues Licht auf ein Thema, das noch nicht ausreichend erforscht wurde.

Wie könnte CBD die Darmgesundheit beeinflussen?

In einigen Studien wurden die möglichen Auswirkungen von CBD auf die Darmgesundheit untersucht. Schauen wir uns an, was wir bisher wissen.

  • CBD und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (IBD)

Kurz gesagt tritt bei einer entzündlichen Darmerkrankung eine chronische Entzündung im Verdauungstrakt auf. Die zwei häufigsten Arten von entzündlichen Darmerkrankungen sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.

Grundsätzlich entsteht Colitis ulcerosa (UC), wenn sich oberflächliche Geschwüre im Dickdarm und Rektum bilden. Morbus Crohn hingegen ist durch eine tiefere Entzündung entlang der Auskleidung des Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet.

In laufenden Studien wird CBD gegen neuropathische und Entzündungsschmerzen[6] sowie Darmentzündung getestet[7].

In der letztgenannten Studie untersuchten die Forscher rektale Biopsien von Colitis ulcerosa-Patienten, um die Wirksamkeit von CBD zu bestimmen. Interessanterweise glauben die Autoren der Studie, dass CBD über den PPAR-γ-Rezeptorweg eine für die Behandlung von Colitis ulcerosa relevante Wirkung ausüben könnte.

CBD und Entzündungen
  • CBD und Reizdarmsyndrom (RDS)

Patienten mit Reizdarmsyndrom wissen, wie quälend die Symptome der Krankheit sein können. Wer an Reizdarmsyndrom leidet, weiß, wie unangenehm seine Symptome sein können. Die Symptome sind jedenfalls immer kräftezehrend.

Ärzte können Reizdarmsyndrom-Patienten mit Antidepressiva behandeln, doch die Ergebnisse sind nicht immer zufriedenstellend. Die Ergebnisse sind jedoch nicht immer befriedigend.

Eine Studie[8], die im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, versuchte herauszufinden, wie man das Endocannabinoid-System nutzen kann, um RDS-Patienten zu helfen. Hier räumen die Autoren ein, dass es an schlüssigen Beweisen für die potenzielle Interaktion von CBD mangelt. Die Hauptpunkte von Interesse sind das Potenzial von CBD, den TRPV1-Rezeptor (der teilweise für die Regulierung von Entzündung und Schmerzen verantwortlich ist) zu desensibilisieren und den Anandamidspiegel durch die Hemmung von FAAH zu erhöhen.

  • CBD und Leaky-Gut-Syndrom

Es ist verständlich, dass dieser Name abschreckt. Beim Leaky-Gut-Syndrom treten Schäden im Dünndarm auf. Das Ergebnis: Unverdaute Nahrung, Bakterien und Abfallprodukte gelangen durch den Darm ins Blut.

Zu den Symptomen des Leaky-Gut-Syndroms gehören Blähungen, Müdigkeit, Hautprobleme, Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln und andere Verdauungsprobleme.

Eine der Ursachen für eine pathologisch durchlässige Darmwand ist eine Überinfektion mit Clostridioides difficile[9] (CDI), bei der Toxine die Durchlässigkeit des Darms beeinträchtigen können. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die häufig bei älteren Erwachsenen nach einer Antibiotikatherapie auftritt.

In diesem Zusammenhang untersuchte eine Studie aus dem Jahr 2017[10], ob Cannabidiol die Funktionsstörung der Darmbarriere und die induzierte Apoptose (programmierter Zelltod) bei Patienten lindern kann, die von CDI-Toxinen betroffen sind. Forscher nehmen an, dass jegliche potenzielle Wirkung durch eine indirekte Aktivierung des CB1-Rezeptors ausgelöst werden könnte.

CBD und Leaky-Gut-Syndrom
  • CBD und Darmmikrobiota

In einer Studie aus dem Jahr 2017 fanden Experten wissenschaftliche Gründe für die Untersuchung des therapeutischen Potenzials von Cannabis zur Behandlung einiger Aspekte von Darmkrebs[11]. Obwohl wir daraus keine beweiskräftigen Schlussfolgerungen ziehen können, ist es sehr nützlich, dass CBD und Cannabis wissenschaftlich intensiver untersucht werden.

Einige Wissenschaftler wollen die Auswirkungen von CBD auf das Mikrobiom untersuchen. Warum? Weil diese riesige Gemeinschaft von Mikroorganismen eine große Auswirkung auf die menschliche Gesundheit hat, einschließlich Immunfunktion, Verdauung und Darmerkrankungen.

Wie die Autoren dieser Studie vom Oktober 2020[12] feststellten, ist es jedoch offensichtlich, dass in Bezug auf CBD und die Darmgesundheit noch ein langer Weg vor uns liegt. „Wichtig ist, dass FO [Fischöl] und n-3-PUFAs zwar bei experimenteller Kolitis auch im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Darmmikrobiota getestet wurden, in diesem Zusammenhang aber noch nie eine präklinische oder klinische Studie mit CBD durchgeführt wurde."

Der Einfluss psychologischer Faktoren auf die Darmgesundheit

Zu Beginn dieses Artikels haben wir kurz angesprochen, wie Stress zu darmbezogenen Problemen wie RDS führen kann. In der Tat leiden etwa 40–60 %[13] der Menschen mit Reizdarmsyndrom auch an psychischen Störungen wie Angstzuständen und Depressionen.

Indem er Veränderungen in der Darmpermeabilität hervorruft, die dadurch ebenfalls Entzündungen verursachen können, kann auch Stress das Reizdarmsyndrom verschlimmern[14] sowie die Darmdurchblutung und -motilität verringern. Stress könnte außerdem die Durchblutung des Darms verschlechtern.

Interessanterweise wird in zahlreichen Studien untersucht, ob sich CBD auf Stress und Angst auswirken kann, unter anderem in dieser Studie von 2019[15] zu CBD und Sozialphobie bei japanischen Teenagern.

Schlafbezogene Ängste sind ein weiterer Bereich, in dem CBD intensiver erforscht wird. Da wäre zum Beispiel diese Studie aus dem Jahr 2019[16] mit 103 Teilnehmern, von denen 82 an dokumentierten Episoden von Angst litten und/oder eine Schlafstörungsdiagnose hatten. Jeder von ihnen erhielt einen ganzen Monat lang CBD.

Die Gesamtergebnisse zeigten, dass 79,2 % und 66,7 % aller Patienten eine Verbesserung der Angstzustände bzw. Schlafstörungen erlebten. Zwei Monate nach der Behandlung mit CBD blieben die Zahlen mit 78,1 % bzw. 56,1 % ziemlich konstant.

Darmgesundheit mithilfe von CBD ins Gleichgewicht bringen

Wie wir gelernt haben, ist die Gesundheit des Darms entscheidend für unser allgemeines Wohlbefinden. Um Krankheiten vorzubeugen und allgemein einen gesunden Darm zu fördern, ist es wichtig, dass wir die Rolle des Endocannabinoid-Systems besser verstehen. Während nur wenige direkte Schlussfolgerungen bezüglich der Auswirkungen von CBD auf die Darmgesundheit gemacht werden können, haben das gute Sicherheitsprofil, die Verfügbarkeit und die ungiftigen Eigenschaften CBD zu einem wichtigen Bestandteil zahlreicher Studien zu diesem Thema gemacht.

Zum jetzigen Zeitpunkt muss noch mehr geforscht werden, bevor Mediziner CBD wirklich als eine brauchbare Behandlungsoption für Probleme im Zusammenhang mit der Gesundheit des menschlichen Darms in Betracht ziehen können. Beachte, dass CBD größtenteils als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird, um das Wohlbefinden zu steigern und Cannabidiol sollte niemals als Ersatz für eine medizinische Behandlung dienen. Bevor Du eine Kur mit Nahrungsergänzungsmitteln beginnst, solltest Du immer zuerst mit Deinem Arzt sprechen.

In Anbetracht der Komplexität der Magen-Darm-Gesundheit wäre es am besten, wenn Du Dich körperlich und geistig in Topform hältst, damit dort alles reibungslos läuft. Wenn Du das Gefühl hast, dass CBD Dir dabei hilft, dann nur zu, nutze es zu Deinem Vorteil!

External Resources:
  1. The Microbiome | The Nutrition Source | Harvard T.H. Chan School of Public Health https://www.hsph.harvard.edu
  2. Neurotransmitter modulation by the gut microbiota https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. The Microbiome | The Nutrition Source | Harvard T.H. Chan School of Public Health https://www.hsph.harvard.edu
  4. Endocannabinoids in the Gut https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Effect of gut microbiota on depressive-like behaviors in mice is mediated by the endocannabinoid system | Nature Communications https://www.nature.com
  6. Cannabidiol (CBD) — what we know and what we don’t - Harvard Health Blog - Harvard Health Publishing https://www.health.harvard.edu
  7. Cannabidiol Reduces Intestinal Inflammation through the Control of Neuroimmune Axis https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Irritable Bowel Syndrome: Manipulating the Endocannabinoid System as First-Line Treatment https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. C. difficile infection - Symptoms and causes - Mayo Clinic https://www.mayoclinic.org
  10. Cannabidiol restores intestinal barrier dysfunction and inhibits the apoptotic process induced by Clostridium difficile toxin A in Caco-2 cells https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Preventing Negative Shifts in Gut Microbiota with Cannabis Therapy https://www.researchgate.net
  12. Frontiers | Fish Oil, Cannabidiol and the Gut Microbiota: An Investigation in a Murine Model of Colitis | Pharmacology https://www.frontiersin.org
  13. Psychiatric, Somatic and Other Functional Gastrointestinal Disorders in Patients With Irritable Bowel Syndrome at a Tertiary Care Center https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. How Stress and Anxiety Can Aggravate IBS Symptoms https://www.healthline.com
  15. Frontiers | Anxiolytic Effects of Repeated Cannabidiol Treatment in Teenagers With Social Anxiety Disorders | Psychology https://www.frontiersin.org
  16. Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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