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Cannabisterpene: Ocimene und Guaiol
Cannabis kann bis zu 200 verschiedene Terpene enthalten, die alle zusammenarbeiten, um der Pflanze ihre einzigartigen Aromen und Wirkungen zu verleihen. In diesem Artikel erkunden wir Ocimene und Guaiol, zwei der Hauptterpene in Cannabis.
Cannabis enthält hunderte verschiedener Verbindungen, die der Pflanze in ihrer Kombination ihre einzigartigen Wirkungen und Merkmale verleihen. Auch wenn Cannabinoide oftmals als die Hauptakteure für das therapeutische Potential von Cannabis bezeichnet werden, spielen Terpene eine ebenso wichtige Rolle.
In diesem Artikel sehen wir uns zwei der wichtigsten in der Cannabispflanze vorkommenden Terpene an, Ocimene und Guaiol. Auch wenn es bislang noch an ausführlicher Forschung zu diesen Verbindungen mangelt, beleuchten wir doch den aktuellen Forschungsstand und was er für eine zukünftige Anwendung dieser Terpene bedeuten kann.
WAS SIND TERPENE?
Terpene sind in der Cannabispflanze vorkommende Kohlenwasserstoffe. Sie werden häufig als "ätherische Öle" der Pflanze bezeichnet und spielen eine wesentliche Rolle dabei, Cannabis seine komplexen Aromen und medizinischen Eigenschaften zu verleihen.
Eine Cannabispflanze kann bis zu 200 verschiedene Terpene enthalten. Allerdings kommen in den meisten Cannabissorten nur ungefähr 30 Terpene (10 primäre und 20 sekundäre) konstant in hohen Konzentration vor. Dazu gehören auch Ocimene und Guaiol.
Diese kleinen Abweichungen der Terpenkonzentration von Pflanze zu Pflanze geben einzelnen Sorten ihre einzigartigen Aromen, Charakteristiken und Wirkungen. Deshalb wurde der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Terpenen in der Cannabisindustrie jüngst jede Menge Aufmerksamkeit zuteil.
Terpene helfen der Pflanze zudem, sich gegen Krankheiten und Schädlingen zu verteidigen. Aus der bislang verfügbaren Forschung geht hervor, dass Terpenen auch hinsichtlich ihrer medizinischen Eigenschaften, sowie entzündungshemmenden, fungiziden, antiviralen und anderen therapeutischen Nutzen Beachtung geschenkt wird.
OCIMENE: EINE SÜẞE UND DOCH WIRKUNGSSTARKE MEDIZINISCHE STOFFGRUPPE
Ocimene sind Terpene, die in einer Vielzahl von Früchten und Kräutern vorkommen, einschließlich Minze, Petersilie, Pfeffer, Basilikum, Mango, Orchideen und Cannabis. Ihnen werden süße, krautartige und holzige Aromen zugesprochen. Manche beschreiben sie auch als fruchtig und leicht säuerlich.
Es wird angenommen, dass Ocimene vielfältige medizinische Nutzen haben. In einer Studie[1] über die ätherischen Öle der Zitruspflanze Satsuma wurde festgestellt, dass Ocimene eine entzündungshemmende Wirkung haben. Derweil wurde in einer anderen Studie[2] über die ätherischen Öle einer spezifischen Art von Ferulago (eine krautartige Pflanzengattung) herausgefunden, dass Ocimene auch stark fungizide Eigenschaften aufweisen.
Schließlich kam man in einer Studie über sieben libanesische Pflanzenarten[3] zu dem Ergebnis, dass Ocimene ein wesentlicher Bestandteil der ätherischen Öle der Pflanzen sind, bei denen stark antivirale Eigenschaften bemerkt wurden.
Da der Terpengehalt von Phänotyp zu Phänotyp variieren kann, ist eine präzise Bestimmung, welche Cannabissorten hohe Konzentrationen von Ocimenen aufweisen, nicht einfach. Bekannte aromatische Sorten, die viel Ocimene enthalten könnten, sind unter anderem OG Kush und Sour Diesel.
Von dem Siedepunkt von Ocimenen wird angenommen, dass er bei ungefähr 65-66°C liegt. Wenn Du also das Meiste aus diesen Terpenen herausholen willst, empfehlen wir Dir einen guten Verdampfer bei sehr niedriger Temperatureinstellung zu verwenden.
GUAIOL: POTENT, PINIENARTIG UND THERAPEUTISCH
Anders als Ocimene, ist Guaiol tatsächlich Sesquiterpen-Alkohol und kein Öl. Wie andere Terpene auch, kommt es in vielen Pflanzen vor, vor allem im Holz von Zypresse und Guajak.
Guaiol wird, wie vielleicht zu erwarten war, ein einzigartig pinienartiges Aroma zugeschrieben, das dem von anderen Terpenen wie Pinen ähnelt.
Guiaol hat eine lange Geschichte als natürliche Medizin. Die Guajak-Pflanzen, die nachweislich hohe Konzentrationen Guaiol aufweisen, wurden von den Spaniern nach Europa gebracht, nachdem sie Santo Domingo entdeckt hatten und erlangten schnell einen Ruf als Heilmittel bei Syphilis.
Im 18. Jahrhundert wurde angenommen, dass Gaujak die Menstruation anregt und es wurde sogar als Abtreibungsmittel verwendet. Außerdem wurde der Pflanze eine Wirkung als lokales Stimulans zugesprochen, das bei der Behandlung von Halsschmerzen, Gicht, Rheumatismus und mehr helfen könnte.
Vor Kurzem wurde Guaiol auf seine einzigartigen antimikrobiellen Eigenschaften untersucht. Forscher fanden im Jahr 2007 heraus[4], dass diese Verbindung wirksam gegen verschiedene Bakterien und Pilze eingesetzt werden kann.
Im Jahr 2013 wurde in einer neuen Studie[5] über Guaiol festgestellt, dass es auch als natürliches Insektizid dienen kann.
In Anbetracht der Tatsache, dass Guaiol ein starkes Pinienaroma aufweist, macht es Sinn, nach diesem Terpen in Sorten zu suchen, die ähnlich starke Pinienaromen verströmen. Dies sind vor allem Gorilla-, Berry- und Diesel-Sorten. Es lohnt sich bestimmt, Royal Gorilla, Sour Diesel, Kali Dog und Haze Berry anzutesten.
Wie Ocimen, hat auch Guaiol einen relativ niedrigen Siedepunkt von nur 92°C. Deshalb empfehlen wir einen Verdampfer bei niedriger Temperatureinstellung, um die meisten Terpene zu erhalten.
DENKE AN DEN ENTOURAGE-EFFEKT
Der Entourage-Effekt ist eine Bezeichnung, die verwendet wird, um den Synergieeffekt von Terpenen und anderen Verbindungen zu beschreiben. Ocimene und Guaiol können mit anderen Terpenen und Cannabinoiden zusammenarbeiten, um starke und einzigartige Wirkungen zu erzielen.
Deshalb sollte man nie vergessen, dass das individuelle Potential dieser Terpene zwar bereits beeindruckend ist, sie aber trotzdem mit anderen Verbindungen kombiniert, als ganzheitlich pflanzliche Therapie verwendet werden sollten.
A-Pinene
ENTZÜNDUNGSHEMMEND
BRONCHODILATATOR
GEDÄCHTNISVERBESSERD
ANTIBAKTERIELL
Kommt auch in Kiefernadeln vor
Beta-CaryophYllene
ENTZÜNDUNGSHEMMEND
SCHMERZLINDERND
SCHÜTZT ZELLEN IM VERDAUUNGSTRAKT
Kommt auch in schwarzem Pfeffer vor
A-Pinene
ENTZÜNDUNGSHEMMENDB
BRONCHODILATATOR
GEDÄCHTNISVERBESSERD
ANTIBAKTERIELL
Kommt auch in Kiefernadeln vor
Beta-Caryophillene
ENTZÜNDUNGSHEMMEND
SCHMERZLINDERND
SCHÜTZT ZELLEN IM VERDAUUNGSTRAKT
Kommt auch in schwarzem Pfeffer vor
DIE ZUKUNFT DER TERPENFORSCHUNG
Obwohl Terpenen jede Menge Aufmerksamkeit von sowohl Cannabisnutzern als auch -forschern zuteil wurde, ist vieles noch unklar, was die Wirkung dieser Verbindungen auf unseren Körper betrifft und was sie zu dem Potential von Cannabis als Medizin insgesamt beitragen können.
Leider ist die Erforschung von Cannabis und seinen Verbindungen immer noch schwierig. Trotz zahlreicher Bestrebungen, das Arzneimittel auf der ganzen Welt zu legalisieren, macht es eine repressive Politik für Wissenschaftler oft schwierig und unattraktiv, die Pflanze zu erforschen.
Während die Cannabislegalisierungsbewegung an Fahrt gewinnt und die Ansichten über die Pflanze im Wandel sind, können wir in diesem Bereich hoffentlich bald einen Zuwachs an Forschung beobachten, um das echte Potential von Verbindungen wie Ocimenen und Guaiol offenlegen zu können.
- Chemical Composition and Anti-Inflammation Activity of Essential Oils From Citrus Unshiu Flower - PubMed https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Biological Activities and Composition of Ferulago Carduchorum Essential Oil - PubMed https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Phytochemical Analysis and in Vitro Antiviral Activities of the Essential Oils of Seven Lebanon Species - PubMed https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Microbial Transformation of (-)-Guaiol and Antibacterial Activity of Its Transformed Products - PubMed http://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Europe PMC http://europepmc.org