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Cannabis und Stillen: Was Du wissen musst
Wirkt sich Weed auf die Muttermilch aus? Wird es an das Baby weitergegeben? Diese Fragen kommen immer häufiger auf, da Cannabis vermehrt zu Freizeit- oder Wellness-Zwecken konsumiert wird. Konkrete Beweise sind durchweg dünn gesät, aber wir tun unser Bestes, zu erklären, was wir wissen und was von Gesundheitsexperten derzeit empfohlen wird.
Inhaltsverzeichnis:
Je mehr Akzeptanz Cannabis findet, desto mehr Fragen scheinen wir uns darüber zu stellen, wie es in unseren Alltag passen kann. Was die Frage aufwirft, ob man Cannabis konsumieren kann, wenn man stillt? Da es nicht besonders viele Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Stillen gibt, geschweige denn Schwangerschaft, sind endgültige Antworten derzeit nicht möglich. Wir hoffen jedoch, etwas mehr Information zu diesem Thema liefern zu können, indem wir uns vorliegende Forschungsergebnisse untersuchen.
Kann man während der Stillzeit Gras rauchen?
Die kurze Antwort lautet nein. Es gibt nur wenige Daten über die Auswirkungen von Weed in der Muttermilch auf Babys, doch Experten sind sich einig, dass Cannabiskonsum während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht ratsam ist – ebenso wie Alkohol oder Nikotin.
Die offizielle Stellungnahme der American Academy of Pediatrics zum Konsum von Cannabis durch stillende Mütter besagt, dass die Risiken "unbekannt" sind[1]. Da Cannabis über die Muttermilch auf das Baby übergehen kann, ist es wahrscheinlich, dass es schädliche Auswirkungen hat. Es wird daher allgemein empfohlen, dass Mütter während der Stillzeit auf Cannabisprodukte verzichten.
Das Risiko ist erhöht, da das dominanteste Cannabinoid in Cannabis – THC – fettlöslich ist. Dies bedeutet, dass jede Art von Milch, auch Muttermilch, ein hervorragendes Vehikel ist, an das THC binden kann. Die Food and Drug Administration (FDA) hat berichtet, dass THC bis zu 6 Tage in der Muttermilch präsent bleiben kann – deutlich länger als Alkohol.
Edibles und Stillen
Chemikalien aus Cannabis in jeglicher Form (einschließlich Edibles, Öle oder andere Konzentrate) können über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden und so eine Reihe von neurologischen Prozessen bei ihm beeinflussen.
Wenn Du Cannabis rauchst oder verdampfst, gelangt das THC in Deine Lunge. Von dort aus gelangt es direkt in den Blutkreislauf, passiert die Blut-Hirn-Schranke und gelangt in Dein Gehirn. Wenn Du Cannabis isst, wird es in der Leber abgebaut und in eine Chemikalie namens 11-Hydroxy-THC umgewandelt, von der man annimmt, dass sie bis zu viermal stärker als THC ist.
Dies würde erklären, warum Edibles laut persönlichen Erfahrungsberichten dafür bekannt sind, eine viel stärkere und länger anhaltende Wirkung zu haben. Es ist zwar ratsam, während der Stillzeit kein Cannabis zu rauchen, aber noch wichtiger ist es, keine Edibles zu konsumieren, da die Dosis der Cannabinoide, die auf den Säugling übergehen kann, deutlich höher sein könnte.
Endocannabinoide in der Muttermilch
Es gibt zwei wichtige Cannabinoid-Rezeptoren in unserem Körper. Der CB1-Rezeptor findet sich vor allem im zentralen Nervensystem und im Gehirn, während der CB2-Rezeptor vor allem im Immunsystem zu finden ist. Jeder dieser Rezeptortypen interagiert mit körpereigenen Cannabinoiden (oder "Endocannabinoiden"), also Cannabinoiden, die der Körper selbst produziert. Zufälligerweise binden Bestandteile der Cannabispflanze wie THC und CBD ebenfalls an diese Rezeptoren oder interagieren mit ihnen.
Interessanterweise haben mehrere[2] große wissenschaftliche Studien herausgefunden, dass die menschliche Muttermilch Endocannabinoide enthält – insbesondere die Endocannabinoide 2-AG und AEA. Diese Moleküle werden vom Körper als chemische Botenstoffe produziert und sind für viele Aspekte unseres Wachstums und unserer Entwicklung wesentlich. Die Zellmembranen im Körper sind von Natur aus mit Cannabinoid-Rezeptoren ausgestattet, an die Endocannabinoide binden und von der Immunfunktion bis zum Schlaf eine ganze Reihe von Reaktionen auslösen. Speziell durch die Aktivierung des CB1-Rezeptors durch Endocannabinoide wurde gezeigt, dass es bei Mäusen den Prozess des Säugens stimuliert[3].
Wie könnte Cannabis das Stillen beeinflussen?
Da Cannabinoide wie THC und CBD mit denselben Rezeptoren wie Endocannabinoide interagieren können, kann dies möglicherweise die Endocannabinoid-Verbindungen in der Muttermilch beeinflussen. Einige Tierstudien deuten darauf hin[4], dass Cannabis sogar die Muttermilchproduktion verlangsamen kann.
Neonatale und kindliche Ergebnisse
Andere Studien haben gezeigt, dass zwischen 1 und 2,5% vom dem THC in einem Joint in die Muttermilch gelangen und an das Baby weitergegeben werden[5]. THC bindet an für die Hirnentwicklung wesentliche Proteinrezeptoren im Gehirn. Daher deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass eine neonatale THC-Belastung die Gehirnentwicklung auf unterschiedliche Weise verändern kann.
Studien[6] haben bewiesen, dass Babys, die über die Muttermilch Cannabis ausgesetzt waren, im Vergleich zu Babys, die dies nicht waren, schnell müde wurden und unzureichend säugen konnten. Tests haben auch ergeben, dass Babys, die THC über die Muttermilch aufgenommen haben, im Alter von einem Jahr schlechtere motorische Fähigkeiten hatten.
Stillen setzt Babys zudem dem Risiko aus, Cannabiskontaminanten wie Schwermetalle, Bakterien und Pestizide aufzunehmen.
Gegensätzliche Forschung
Es scheint jedoch einige widersprüchliche Beweise zu geben. In einer Studie, die 2021 der American Academy of Pediatrics vorgestellt wurde, wurden zwischen 2014 und 2020 763 Frühchen beobachtet, von denen 17% ihrer Mütter bei der Geburt THC in ihrem Körper hatten.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gestillte Frühchen von Müttern, die positiv auf THC getestet wurden, zum Zeitpunkt der Entlassung genauso gesund waren wie jene, die nicht gestillt wurden. Es bedarf jedoch weiterer verifizierter Untersuchungen, bevor behauptet werden kann, dass THC in der Muttermilch keine Gefahr für den Säugling darstellt.
CBD und Stillen
Frauen stehen während der Schwangerschaft und nach der Entbindung vor zahlreichen körperlichen und psychischen Herausforderungen. Jede fünfte Frau leidet unter postpartalen Depressionen und es gibt noch verschiedene weitere zu berücksichtigende Probleme wie Schlafmangel, Angstzustände und chronische Schmerzen.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass frischgebackene Mütter zu natürlichen Ergänzungsmitteln greifen, um ihren körperlichen und geistigen Stress zu lindern. Also wie wirkt sich das nicht-psychotrope Cannabinoid CBD, das für alle möglichen Zwecke verwendet wird, auf die Muttermilch aus? Und am wichtigsten, kann man CBD während der Stillzeit einnehmen? Obwohl CBD bei erwachsenen Nutzern ein gutes Sicherheitsprofil hat, ist die Einnahme während der Schwangerschaft oder Stillzeit möglicherweise nicht sicher.
Während sich die derzeitige Forschung auf THC konzentriert, sind Experten weiterhin besorgt über die möglichen Auswirkungen eines jeden Cannabinoids auf die Gehirnentwicklung eines Säuglings. Vor diesem Hintergrund gilt für stillende Mütter der gleiche Rat wie für THC: Finger weg.
Gleichwohl müssen Eltern und Gesundheitsfachkräfte die Risiken von Fall zu Fall abwägen.
Ist es okay, außerhalb der Stillzeit Gras zu rauchen?
Nun weißt Du, dass Kiffen während der Stillzeit wahrscheinlich keine gute Idee ist. Aber was ist mit Kiffen nach der Stillzeit? Jeder darf tun, was er will, aber wenn Du Dich für das Rauchen entscheidest, solltest Du es nicht in der unmittelbaren Nähe Deines kleinen Kindes tun.
In Colorado wurde eine kleine Studie[7] mit 43 Kindern im Alter von 1 Monat bis 2 Jahren durchgeführt, die wegen Bronchiolitis ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 16% der Kinder, die dem Passivrauch von Cannabis ausgesetzt waren, wiesen Spuren von THC in ihrem Urin auf.
Es gibt nur wenige wissenschaftliche Beweise, die die genauen Gesundheitsrisiken von passivem Cannabisrauch oder -dampf belegen. Die Forschung weist jedoch auf potenzielle Entwicklungsprobleme hin. Dies gilt unabhängig davon, ob die Exposition über Muttermilch oder über Passivrauchen erfolgt.
Auch die Idee, Cannabisrauch sei sicherer als Zigarettenrauch, ist höchstwahrscheinlich falsch. Tierstudien[8] haben gezeigt, dass der Rauch von Cannabis ebenso schädlich wie der von Tabak sein kann. Passivrauch oder -dampf könnte für Kinder ein erhöhtes Risiko für Virusinfektionen, Asthma und andere Atemwegserkrankungen bedeuten. Es könnte sogar ihr Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöhen.
Ob Passivrauch oder Rauchen während der Stillzeit – es braucht mehr Befunde über die Gesundheitsrisiken von Cannabis in der Entwicklung von Neugeborenen und Kleinkindern. Im Moment gilt der gleiche Rat wie bei Alkohol und Rauchen – wenn Du stillst (oder schwanger bist), lass es sein! Auch alle Raucher und Vaper haben eine Verantwortung. Sie sollten Vorsichtsmaßnahmen treffen und nicht in der Nähe von Schwangeren oder Kindern rauchen. Was CBD anbelangt; wenn Du darüber nachdenkst, es in der Schwangerschaft oder Stillzeit als Ergänzungsmittel zu nehmen, solltest Du immer zuerst Deinen Arzt konsultieren.
External Resources:
- The endocannabinoid-CB1 receptor system in pre- and postnatal life - ScienceDirect http://www.sciencedirect.com
- Marijuana: prenatal and postnatal exposure in the human. - PubMed - NCBI https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Maternal marijuana use during lactation and infant development at one year. - PubMed - NCBI https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- ABM Clinical Protocol #21: Guidelines for Breastfeeding and Substance Use or Substance Use Disorder, Revised 2015 https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Surveying Lactation Professionals Regarding Marijuana Use and Breastfeeding. - PubMed - NCBI https://www.ncbi.nlm.nih.gov
Haftungsausschluss:
Dieser Inhalt ist nur für Bildungszwecke gedacht. Die bereitgestellten Informationen stammen aus Forschungsarbeiten, die aus externen Quellen zusammengetragen wurden.