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Das unaufhaltsame Wachstum der globalen Cannabisbranche
Manchmal fühlt es sich an, als wäre die Cannabisbranche aus dem Nichts aufgetaucht. In der einen oder anderen Form brodelt es jedoch seit geraumer Zeit unter der Oberfläche. Während sich weltweit die Gesetze lockern, bricht die Branche überall hervor, wo sie kann und erweist sich dabei als äußerst anpassungsfähig – und hochprofitabel.
Inhaltsverzeichnis:
- Die komplexe Rechtslage von Cannabis
- Was genau ist die Cannabisbranche in der Praxis?
- Welche anderen Branchen versorgt die Cannabisbranche?
- Das Wachstum des globalen Cannabismarkts
- In die Cannabisbranche investieren
- Wie man Arbeit in der Cannabisbranche findet
- Was die Zukunft für die Cannabisbranche bereithält
Das weltweite Wachstum der Cannabisbranche ist gewaltig und nimmt nur noch weiter zu. Sei es für Cannabis als Genussmittel, Medizinal- oder Nutzhanf – Menschen stecken Geld in die Cannabisbranche.
Und da die Cannabisbranche noch in den Kinderschuhen steckt, lautet die gute Nachricht, dass es reichlich Gelegenheiten gibt, zu investieren oder Karriere zu machen. Während sich der Umsatz erhöht, wird sie zu einem zunehmend attraktiveren Sektor.
Die komplexe Rechtslage von Cannabis
Die Rechtslage rund um Cannabis ist undurchsichtig und technisch. Generell werden alle Arten von Cannabis ungeachtet der speziellen Sorte oder Variante unter der Spezies Cannabis sativa zusammengefasst. Wo die Cannabispflanze nicht komplett verboten ist, ist sie daher häufig nur legal, wenn ihr THC-Gehalt unter einem bestimmten Grenzwert liegt – 0,3% nach US-Bundesgesetz; 0,2% laut EU-Recht.
Im Folgenden beleuchten wir die legale Cannabisbranche in verschiedenen Nationen in Europa und Amerika.
USA
Seit dem US-Agrargesetz von 2018 ist Hanf in den Vereinigten Staaten legal. Hanf darf in den Staaten nur maximal 0,3% THC enthalten. Manche Staaten und Länder verbieten die Cannabispflanze jedoch weiterhin in all ihren Formen.
Ebenso haben manche Bundesstaaten, allen voran Kalifornien, Cannabis sowohl als Arznei- als auch als Genussmittel legalisiert.
In den USA steigt die Unterstützung für die Legalisierung von Cannabis (auf Bundesebene) rasant. Eine neue Gallup-Meinungsumfrage[1] vom November 2020 stellte fest, dass 68% der Teilnehmer die Legalisierung von Cannabis befürworten. Generell scheint die öffentliche Unterstützung für Cannabis in den Vereinigten Staaten stetig zuzunehmen, was teilweise dem Erfolg der Branche in Regionen zu verdanken ist, in denen es bereits legalisiert wurde.
Kanada
In Kanada ist Cannabis sowohl als Arznei- als auch als Genussmittel legal. Erwachsenen ist erlaubt, in der Öffentlichkeit bis zu 30g mit sich zu führen und diese mit anderen zu teilen. Zudem darf man bis zu vier Pflanzen anbauen, muss gebrauchsfertiges Cannabis allerdings von einem staatlich lizenzierten Händler kaufen.
Uruguay
2013 wurde Uruguay die erste Nation der Welt, die Cannabis vollständig legalisierte. Seitdem wurden weitere Gesetze eingeführt, um klare Richtlinien zur legalen Verwendung von Cannabis zu bieten. 2014 wurden zum Beispiel Verfahren eingerichtet, durch die sich Grower Clubs registrieren können, was ihnen den Anbau von bis zu 99 Pflanzen pro Jahr ermöglicht – viel mehr als das Maximum von sechs Pflanzen zu Hause.
2017 wurde legalisiert, dass lizenzierte Apotheken damit beginnen dürfen, legal Cannabis zu verkaufen.
Mexiko
In Mexiko ist Medizinalhanf legal und Cannabis als Genussmittel entkriminalisiert. Darüber hinaus verabschiedeten gesetzgebende Organe jüngst ein Gesetz, das Cannabis als Genussmittel legalisieren würde, worüber aber noch vom Senat abgestimmt werden muss. Wenn es den Senat passiert, wird angenommen, dass Mexiko zum weltweit größten Cannabismarkt werden wird.
Europa
Trotz der EU-Gesetze rund um Cannabis beschließt letztendlich jedes Land in Europa seine eigenen nationalen Gesetze. Manche haben einen sehr liberalen Weg eingeschlagen, wohingegen andere wie Ungarn Cannabis weiter komplett verbieten.
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Frankreich
Frankreich hat immer noch sehr strenge Drogengesetze und behandelt alle Drogendelikte gleich (rechtlich, aber nicht in der Praxis). Während streng kontrollierte Medikamente wie Sativex legal sind, ist Cannabis ansonsten illegal. In den einzelnen Fällen, in denen Medikamente auf Cannabisbasis erlaubt sind, müssen sie verschrieben sein und diese Verschreibung ist nicht so leicht zu bekommen.
Trotz der Gesetze scheint sich die öffentliche Meinung in Frankreich zugunsten einer lockeren Cannabis-Gesetzgebung zu wandeln. Eine Studie vom Institut Français d’Opinion Publique (IFOP) stellte fest, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer künftig für eine Entkriminalisierung des Konsums von Cannabis als Genussmittel wären. 2017 wurde eine ähnliche Studie durchgeführt und zu dieser Zeit waren nur 43% dafür, wohingegen die Zustimmung mittlerweile auf 51% angestiegen ist.
Noch aufschlussreicher ist eine von der französischen Regierung veröffentlichte neue öffentliche Umfrage, die feststellte, dass 85% der Menschen eine Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke befürworten. Diese Zahlen legen nahe, dass die öffentliche Einstellung zu Cannabis in Frankreich bedeutend liberaler als das Gesetz ist.
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Vereinigtes Königreich
Das Vereinigte Königreich liegt irgendwo zwischen Frankreich und den eher Cannabis-freundlichen Nationen Europas. Während Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 0,2% im Vereinigten Königreich als illegal angesehen wird, ist Hanf legal und unterliegt wenigen Beschränkungen. Aus diesem Grund sind CBD-Produkte sehr beliebt und leicht zu beschaffen, da sie eher in die Kategorie von Ergänzungsmitteln als die von Medikamenten fallen.
Schon 2013 stellte eine Umfrage von Ipsos MORI[2] fest, dass 53% der Menschen Cannabis entweder legalisiert oder entkriminalisiert sehen wollten und 67% eine Überprüfung der britischen Drogenpolitik befürworteten. Seitdem wurden die Gesetze rund um die medizinische Cannabisnutzung gelockert.
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Spanien
In Spanien fehlt es an Rechtsvorschriften. Der persönliche Konsum ist entkriminalisiert, aber unzureichend definiert. Infolgedessen sind Cannabis Social Clubs entstanden; die meisten von ihnen in Katalonien. Die katalanische Regierung hatte zuvor versucht, eine eindeutigere Gesetzgebung zu dem rechtlichen Spielraum von Cannabis Clubs zu entwerfen, hauptsächlich, damit sich Kriminelle ihrer nicht bemächtigen können, doch die Gesetze wurden von der spanischen Regierung als verfassungswidrig eingestuft.
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Portugal
In Portugal ist der persönliche Konsum von allen Drogen entkriminalisiert. Das bedeutet, dass Dir keine Strafverfolgung droht, egal, ob Du mit Cannabis oder Heroin erwischt wirst. Nichtsdestotrotz werden Produktion und Verteilung von Drogen weiterhin kontrolliert.
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Die Niederlande
Die Niederlande sind berühmt für ihre Coffeeshops. Also dürfte es überraschen, dass der Anbau von Cannabis in den Niederlanden tatsächlich illegal ist. Sein Verkauf in den Coffeeshops fällt in eine Art von entkriminalisierter Grauzone. Doch woher beziehen sie ihr Cannabis eigentlich, fragst Du? Da sowohl der Anbau als auch der Import illegal sind, können wir nur spekulieren!
Was genau ist die Cannabisbranche in der Praxis?
Eine Branche ist eine Gruppe von Unternehmen, deren Haupteinnahmequelle im selben Sektor liegt. Deshalb gehören Unternehmen, die den Großteil ihres Geldes durch die Produktion oder den Verkauf von Cannabis und/oder Cannabisprodukten erwirtschaften, zur Cannabisbranche.
Zum Beispiel gehören Unternehmen zur Cannabisbranche, die Hanf/Cannabis anbauen und verkaufen, während Unternehmen, die neben solchen auf Cannabisbasis eine ganze Reihe von anderen Ergänzungsmitteln verkaufen, vermutlich nicht als richtiger Teil der Cannabisbranche angesehen werden. Es ist jedoch durchaus möglich, dass die Unternehmen, die diese Produkte auf Cannabisbasis herstellen, wiederum zur Cannabisbranche gezählt werden würden.
In gewissen Ländern gibt es eine interessante Überschneidung zwischen Cannabisbranche und Kriminalität. Obwohl sie legitime Geschäfte sind, müssen die zuvor erwähnten niederländischen Coffeeshops beispielsweise ihr Cannabis von kriminellen Organisationen beziehen. Dort, wo die Cannabisgesetze nicht umfassend genug sind, könnte die Cannabisbranche auf kriminelle Quellen angewiesen sein, um zu überleben.
Welche anderen Branchen versorgt die Cannabisbranche?
Die Cannabisbranche steht nicht nur im Zusammenhang mit Wellness, Medizin und Erholung oder Genuss. Hanf hat eine riesige Anzahl von Anwendungen, die über seine Cannabinoide hinausgeht. Hanfbast und Hanfschäben (die äußeren beziehungsweise inneren Fasern) werden genutzt, um Produkte für die Textil-, Papier-, Bau- und Landwirtschaftsindustrie herzustellen. Als robustes und äußerst vielseitiges Material können aus Hanf starke Baumaterialien oder CO₂-neutrale Kleidung hergestellt werden und er regeneriert vergifteten sowie minderwertigen Boden.
Durch die Lockerung der Hanf- und Cannabisgesetze in der westlichen Welt integrieren immer mehr Branchen Cannabisprodukte. Ford nutzt jetzt beispielsweise Hanfkunststoff, um die Armaturenbretter seiner Autos herzustellen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie weitreichend die Cannabisbranche mittlerweile geworden ist.
Das Wachstum des globalen Cannabismarkts
2020 wurde der Wert des globalen Cannabismarkts auf 9,1 Milliarden USD beziffert[3]. Von 2021 bis 2028 soll dieser Wert jährlich um 26,7% anwachsen. Manche spekulieren, dass der Markt bis 2026 atemberaubende 97,35 Milliarden USD[4] wert sein könnte.
Doch welche Teile der Branche generieren den meisten Umsatz?
Welcher Sektor der Cannabisbranche erweist sich als Spitzenreiter?
Obwohl es in einer Vielzahl von Ländern nicht legal ist, machte Cannabis als Genussmittel etwa ein Drittel des globalen Cannabisumsatzes von 2018 aus[5].
In derselben Zeit trug medizinisches Cannabis (einschließlich für Welless-Zwecke verkauftes Cannabis) allerdings 50% zum Gesamtumsatz bei. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass medizinisches Cannabis an weit mehr Orten legal ist, was nur zeigt, wie beliebt Cannabis als Wellness-Produkt ist.
Für industrielle Zwecke angebauter Hanf machte den restlichen, kleinsten Teil des globalen Cannabisumsatzes aus.
Während die USA den weltgrößten Cannabismarkt haben, wächst der Cannabismarkt in Europa am schnellsten. Ob er den US-Markt ohne einheitlichere Gesetze in der EU überholen kann, wird sich noch zeigen müssen.
In die Cannabisbranche investieren
Es gab nie einen besseren Zeitpunkt, in Cannabis zu investieren. Tatsächlich zieht das Vereinigte Königreich derzeit das meiste Cannabis-Kapital an. In die Cannabisbranche zu investieren, ist das gleiche, wie in eine andere Branche zu investieren. Wenn Unternehmen an die Börse gehen, kannst Du Aktien kaufen. Falls Du Dich für einen Risikokapitalanleger hältst, stöbere aufstrebende Unternehmen auf, die etwas Startkapital suchen.
Wie man Arbeit in der Cannabisbranche findet
Also, wie geht man nun vor, um in der Cannabisbranche Fuß zu fassen? Zunächst einmal hängt es davon ab, wo Du lebst. Falls Cannabis in Deiner Region illegal ist, würden wir nicht raten, sich auf illegale Praktiken einzulassen. Dies hält Dich allerdings nicht davon ab, irgendwo hinzugehen, wo Cannabis legal ist.
Wenn Du in der Cannabisbranche arbeiten willst, gab es nie einen besseren Zeitpunkt dafür. Da die Branche im Aufschwung begriffen ist, braucht sie immer mehr Menschen mit allen möglichen Arten von Fähigkeiten. Wie in fast jeder Branche reichen die Jobs von schlecht bezahlt über Einstiegsjobs, die ein wenig mehr Erfahrung erfordern, bis hin zu hochbezahlten Stellen, die Wissen und Ausbildung auf hohem Niveau verlangen.
Falls Du auf Jobsuche bist, kannst Du Dich überall dorthin wenden, wo Du auch nach jedem anderen Job suchen würdest. Das ist das Schöne an einer legalen Branche! Notiere Dir die üblichen Anforderungen und mache Dir ein Bild davon, was Arbeitgeber wirklich wollen. Wenn Du es dann immer noch durchziehen willst, eigne Dir das erforderliche Wissen an und schicke ein paar Bewerbungen ab.
Trotz der Stereotypen, die Cannabisnutzer umgeben, wollen Arbeitgeber engagierte, kompetente Angestellte, also behalte das im Hinterkopf, wenn Du Dich auf Vorstellungsgespräche vorbereitest.
Was die Zukunft für die Cannabisbranche bereithält
Trotz jüngster Erfolge in der Cannabisreform ist das Schicksal von legalem Cannabis alles andere als sicher. Selbst in Ländern, die einiges zur Legalisierung beigetragen haben – zum Beispiel das Vereinigte Königreich und medizinisches Cannabis – scheint die Legalisierung oder wenigstens Entkriminalisierung von Cannabis als Genussmittel weiterhin in sehr weiter Ferne. Ebenso ist eine umfassende Legalisierung selbst in Ländern wie Spanien, Portugal und den Niederlanden, die Cannabis entkriminalisiert haben, noch nicht absehbar.
Dennoch wendet sich das Blatt in die richtige Richtung. Und schlussendlich bedeutet Geld Macht. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis Regierungen wegen des vielen Geldes, das scharf darauf ist, in die legale Branche investiert zu werden, ihre Taktik ändern. In der Zwischenzeit können wir hoffen, diese Veränderungen beschleunigen zu können, indem wir die veralteten Stigmata rund um Cannabis weiterhin bekämpfen und es verantwortungsbewusst nutzen.
- Support for Legal Marijuana Inches Up to New High of 68% https://news.gallup.com
- Public attitudes to drugs policy https://www.ipsos.com
- Legal Marijuana Market Size | Industry Report, 2021-2028 https://www.grandviewresearch.com
- Cannabis Market Size, Research | Marijuana Industry Growth 2026 https://www.fortunebusinessinsights.com
- Cannabis Market Size, Research | Marijuana Industry Growth 2026 https://www.fortunebusinessinsights.com