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Cannabis und Herpes: Kann es helfen?
Herpes kann von einer leichten Unannehmlichkeit bis hin zu einer lebensverändernden und schmerzhaften Erfahrung reichen. Da es nur wenige wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt, suchen viele Betroffene nach Alternativen. Könnte Cannabis helfen? Auch wenn die Aussichten nicht besonders vielversprechend aussehen, untersuchen wir hier Cannabis und Herpes.
Inhaltsverzeichnis:
Fast alle von uns kennen Herpes, aber was genau hat es mit dieser Krankheit auf sich? Viele wissen, dass Fieberbläschen auch Herpes sind, aber wie unterscheiden sie sich von den anderen Herpesarten?
Und was sind die Folgen für die Gesundheit? Hier untersuchen wir unterschiedliche Arten des Herpes-simplex-Virus, ihre Symptome und verfügbare Behandlungen. Anschließend können wir uns mit den Auswirkungen befassen, die Cannabis auf Herpes haben könnte – was auch immer sich daraus ergeben wird.
Was ist Herpes simplex?
Es gibt zwei verschiedene Arten des Herpes-simplex-Virus: Typ 1 und Typ 2. Diese werden technisch als HSV-1 bzw. HSV-2 bezeichnet, aber mehr zu diesem Unterschied in Kürze.
HSV-1 und HSV-2 sind für Fälle von oralem und/oder Genitalherpes verantwortlich – wobei die orale Variante gemeinhin eher als Lippenbläschen bekannt ist. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 3,7 Milliarden Menschen[1] unter 50 (67% der Weltbevölkerung) die HSV-1-Infektion und 13% haben HSV-2.
Trotz der erschreckenden Zahlen bleiben die infizierten Personen in den meisten Fällen asymptomatisch. Aber worin besteht der Unterschied zwischen den zwei Varianten?
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HSV-1 und HSV-2
HSV-1 und HSV-2 ähneln sich, weisen jedoch einige wichtige klinische Unterschiede auf.
HSV-1 ist die viel verbreitetere und glücklicherweise schwächere Variante des Herpes-simplex-Virus. Die meisten Menschen infizieren sich irgendwann im Kindesalter und zeigen in diesem Stadium die schlimmsten Symptome. Einige Betroffene sind während der Primärinfektion jedoch asymptomatisch.
Wenn Symptome auftreten, nehmen sie oft die Form von Fieberbläschen an, falls die Infektion oral ist, und von leichten Geschwüren, falls die Infektion genital ist. Bei HSV-1 treten fast alle Fälle oral auf und kommen nur von Zeit zu Zeit wieder, weshalb die Belastung entsprechend gering ist.
HSV-2 ist weniger verbreitet und kann viel schwerwiegender sein. Die meisten HSV-2-infizierten Patienten bleiben jedoch asymptomatisch. Dennoch kann die Infektion in diesem Stadium übertragen werden. Fast alle HSV-2-Fälle treten im Genitalbereich auf.
Die schlechte Nachricht ist, dass der erste Ausbruch oder die ersten Ausbrüche schwerwiegend und schmerzhaft sein können und die Infektion lebenslang anhält. Die gute Nachricht ist, dass die Häufigkeit und Schwere der Ausbrüche in der Regel mit der Zeit abnimmt.
Wie Sich Herpes Ausbreitet
Sowohl bei oralem als auch Genitalherpes geschieht der Großteil der Übertagungen über Hautkontakt. Herpes kann durch Küssen, Sex oder sogar durch Trinken aus demselben Gefäß übertragen werden. Doch es gibt einige Dinge, die wir tun können, um die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung/Ansteckung drastisch zu reduzieren.
Zunächst einmal sind infizierte Personen zwar immer Träger dieser Viren, aber sie sind weitaus ansteckender, wenn sie tatsächlich Symptome aufweisen, also wenn sie Fieberbläschen oder Geschwüre im Genitalbereich haben. Falls du also diese Symptome hast, solltest du dich besser eine Weile von anderen fernhalten.

Bei HSV-1 ist das alles, was Du hinsichtlich einer Vermeidung vernünftigerweise tun kannst. Da die meisten Menschen mit dem Virus infiziert sind – und du höchstwahrscheinlich auch – ist es keine praktikable Lösung, Herpes zu vermeiden, indem man sein ganzes Leben lang niemanden küsst.
In diesem Fall könnte es ausreichen, einfach etwas Abstand zu anderen zu halten, solange die Krankheit offensichtlich Symptome zeigt.
Bei HSV-2 ist es eine andere Sache, die etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert.Auch wenn es nicht so ansteckend ist, neigen die körperlichen Symptome dazu, schlimmer zu sein, und gehen auch mit psychologischem Stress einher.
HSV-2 überträgt sich fast ausschließlich über sexuellen Kontakt. Hinzu kommt, dass einige Träger nicht wissen, von wem sie sich angesteckt haben, was die Prävention erschwert.
Zweitens sollte man sich bewusst sein, dass Frauen aufgrund ihrer Anatomie etwa doppelt so anfällig für HSV-2 sind wie Männer. Untersuchungen nach dem Geschlechtsverkehr werden immer für beide Partner empfohlen, um die Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden.
Beide Arten können die Form von neonatalem Herpes annehmen, wobei sich der Säugling während der Geburt ansteckt. Obwohl die Häufigkeit sehr gering ist (etwa 10 von 100 000 Geburten), kann es sich um eine schwere und lebensverändernde Infektion handeln, die zu Behinderungen führen kann. Die größte Gefahr für Babys besteht, wenn sich die Mutter selbst während der Schwangerschaft ansteckt und die Infektion am virulentesten ist.
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Herpes-Symptome
Die Symptome von Herpes sind, wenn sie auftreten, in der Regel unangenehm und manchmal sehr schmerzhaft.
HSV-1-Symptome |
HSV-1-Symptome sind eindeutiger und treten fast immer um den Mund herum auf. Dazu gehören: |
HSV-2-Symptome |
Die Symptome von HSV-2 können ein wenig mehr variieren und neigen dazu, schwerwiegender zu sein. Dazu gehören: |
HSV-1-Symptome |
HSV-1-Symptome sind eindeutiger und treten fast immer um den Mund herum auf. Dazu gehören: |
HSV-2-Symptome |
Die Symptome von HSV-2 können ein wenig mehr variieren und neigen dazu, schwerwiegender zu sein. Dazu gehören: |
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Herpes-Behandlungen
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Herpes, aber einige davon haben Nebenwirkungen. Diese Behandlungen heilen die Infektion zwar nicht, tragen aber zur Linderung der Symptome bei. Obwohl HSV-1 nur in sehr wenigen Fällen mit Medikamenten behandelt wird, werden häufig antivirale Mittel wie Acyclovir, Famciclovir und Valaciclovir verschrieben, um beide Formen des Virus zu bekämpfen.
Genitalherpes hingegen kann gut mit Medikamenten behandelt werden, vor allem in den Anfangsstadien der Infektion.
Im zweiten Fall werden einige zusätzliche Medikamente, wie zum Beispiel Antiepileptika, gegen Schmerzen eingesetzt. Zu den Nebenwirkungen all dieser Medikamente gehören:
Kopfschmerzen | Benommenheit | Übelkeit | Lichtempfindlichkeit | Erbrechen | Durchfall |
Kopfschmerzen | Benommenheit |
Übelkeit | Lichtempfindlichkeit |
Erbrechen | Durchfall |
Cannabis und Herpes
In der Forschung zu Cannabis in Bezug auf Herpes gibt es einige Kontroversen. Dies ist hauptsächlich auf einige Forschungsarbeiten zurückzuführen, die in den 1980er Jahren begannen und übertrieben wiedergegeben wurden, um zu suggerieren, dass Cannabis eine große Hilfe sein könnte.
Es gibt jedoch auch eine beträchtliche Anzahl von Forschungsarbeiten, die darauf hindeuten, dass Cannabis sich sogar nachteilig auf die Symptome von Herpes auswirken könnte. Im Folgenden werden wir die gegenwärtigen Befunde untersuchen.
THC
Die erste Forschungsarbeit, die Menschen eine Verbindung zwischen Cannabis und Herpes herstellen ließ, wurde 1980 durchgeführt. Forscher behaupteten, dass sich sowohl HSV-1 als auch HSV-2 in einlagigen menschlichen Zellschichtkulturen nicht reproduzieren konnten[2], wenn 8 Stunden vor oder nach dem Zeitpunkt der Infektion THC hinzugefügt wurde. 1991 wurden ähnliche Ergebnisse[3] festgestellt.
Während in beiden Studien darauf hingewiesen wird, dass THC eine Auswirkung auf das Herpesvirus haben könnte, fanden beide unter sehr spezifischen Bedingungen in vitro (außerhalb des menschlichen Körpers) statt.
Andere, in-vivo-Studien (an Tieren), legen nahe, dass THC in Bezug auf Herpes nicht so hilfreich sein könnte. In einer Studie aus dem Jahr 1986[4]wurde THC in einem Versuchsmodell von HSV-2 an Meerschweinchen getestet.
Meerschweinchen wurden ausgewählt, weil sie eine ähnliche Reaktion auf HSV-2 zu zeigen scheinen, wie Menschen. Die Ergebnisse waren nicht vielversprechend.
Die Ergebnisse waren nicht vielversprechend. Aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung dieses Medikaments wurde beobachtet, dass die Herpeserkrankung bei den Meerschweinchen im Vergleich zur Kontrollgruppe umso schlimmer wurde, je höher die THC-Dosis war – bei einigen verlief sie sogar tödlich.
Ein Jahr zuvor, 1985, wurden in einer ähnlichen Studie mit Mäusen mehr oder weniger die gleichen Resultate festgestellt[5].
Umfassender und in jüngerer Zeit wurden in einer Forschungsarbeit von 2010 die Auswirkungen von Cannabinoiden[6]auf viele verschiedene virale Infektionen untersucht, darunter HSV-1. Es wurde festgestellt, dass Cannabinoide bei einigen Arten von fortbestehenden viralen Infektionen Potenzial zeigten.
Bei allen anderen schienen Cannabinoide jedoch sogar die Fähigkeit des Körpers zu vermindern, Infektionen zu bekämpfen. HSV-1 gehörte zur letzteren Gruppe.
CBD
Bis heute scheint es keine spezifischen Studien zu geben, in denen die Beziehung von CBD und Herpes untersucht wurde. In einer Forschungsarbeit von 2020[7] wurde jedoch die Beziehung von CBD zu viralen Infektionen im Allgemeinen geprüft.
Auf wissenschaftliche Publikationen und anekdotische Belege aus dem Internet zurückgreifend, kam diese zu dem Schluss, dass – obwohl es einen Bezug geben könnte – es massiv am Belegen mangelt und die meisten Behauptungen unbegründet sind.
Daher unterstreicht diese Arbeit die Notwendigkeit, zu untersuchen, ob CBD eine Auswirkung auf virale Infektionen haben könnte.
Sollte man Cannabis gegen Herpes einsetzen?
Derzeit gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Cannabis eine geeignete Behandlungsmethode für Herpes ist. Es ist wahrscheinlich am besten, sich an bewährte Heilmittel zu halten. Das Letzte, was du willst, ist, die Krankheit noch zu verschlimmern.
Gleichwohl ist es auch noch viel zu früh, um mit Sicherheit zu sagen, dass Cannabis kein Potenzial zeigt. Der aktuelle Forschungsumfang zu Cannabis und Herpes muss noch den Bereich der Humanstudien erreichen, von daher können so oder so nur sehr wenige Schlussfolgerungen gezogen werden.
Geht Herpes wieder weg?
Keines der Viren verlässt deinen Körper nach der Erstinfektion. Ab diesem Zeitpunkt bist du sein Wirt, oft in einem asymptomatischen Stadium. HSV-1 bildet sich nach der Erstinfektion zurück und verursacht bei seinem wiederholten Auftreten nur sehr wenige Symptome.
Abgesehen davon, dich anderen Menschen gegenüber vernünftig zu verhalten, kannst du bei HSV-1-Infektion nur wenig tun, außer bei Bedarf die bewährten Medikamente zu nehmen.
HSV-2 hingegen kann auf lange Sicht problematischer sein, aber Du kannst etwas dagegen unternehmen. Die Symptome neigen dazu, wieder aufzutreten, wenn Dein Immunsystem unterdrückt wird. Also ist eine generell gesunde Lebensweise die beste Möglichkeit, Herpes unter Kontrolle zu halten.
Neben den bereits bekannten Medikamenten unterstützen Bewegung, eine gesunde Ernährung und ein guter Schlafrhythmus dein Immunsystem und können Herpesinfektionen unterdrücken, wodurch die Symptome und die Ansteckungsgefahr reduziert werden. Glücklicherweise lässt die Virussymptomatik in der Regel mit der Zeit nach.
In beiden Fällen gilt wie immer: Vorbeugung ist die beste Medizin!
- Herpes simplex virus https://www.who.int
- The Effect of Δ-9-Tetrahydrocannabinol on Herpes Simplex Virus Replication | Microbiology Society https://www.microbiologyresearch.org
- Suppressive effect of delta-9-tetrahydrocannabinol on herpes simplex virus infectivity in vitro - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Effect of delta 9-tetrahydrocannabinol on herpes simplex virus type 2 vaginal infection in the guinea pig - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- delta-9-Tetrahydrocannabinol decreases host resistance to herpes simplex virus type 2 vaginal infection in the B6C3F1 mouse - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabinoids and Viral Infections - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabidiol for Viral Diseases: Hype or Hope? https://www.liebertpub.com