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Hanf-Geschichte: Was Du über das Erbe der Hanfpflanze wissen musst
Die Hanfpflanze hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, was vor allem an der zunehmenden Beliebtheit von CBD-Ergänzungsmitteln liegt. Dabei ist das Interesse an Hanf gar nichts Neues. Man nimmt vielmehr an, dass es sich bei ihm um eine der ersten von der Menschheit kultivierten Pflanzen handelt.
Interessanterweise wird in Geschichtsbüchern und Unterrichtseinheiten allerdings kaum etwas über die Geschichte des Hanfs als eine unserer wichtigsten Kulturpflanzen erwähnt. In diesem Artikel werden wir deshalb die reiche Geschichte des Hanfs erkunden und seine Entwicklung von einer Pflanze, die hauptsächlich zur Ernährung und Herstellung von Fasern verwendet wurde, zu einem großen Trend in Gesundheit und Medizin nachzeichnen.
Inhaltsverzeichnis:
CHINA: WO DIE HANFPFLANZE ERSTMALS WURZELN SCHLUG
Die frühesten Erwähnungen von Hanf als Kulturpflanze stammen aus dem alten China. Xia Xiao Zheng zum Beispiel ist ein alter chinesischer Text, der als eine der ältesten landwirtschaftlichen Abhandlungen der Welt gilt. Darin wird Hanf als eine der wichtigsten Kulturpflanzen im alten China aufgelistet. Auch weisen archäologische Belege aus Orten im ganzen Land darauf hin, dass die Chinesen tatsächlich stark auf Cannabis als Kulturpflanze gebaut haben.
Historiker glauben, dass die Chinesen Hanf zunächst als Nahrungspflanze angebaut haben, und zwar wegen seiner besonders nahrhaften Samen. Als die Chinesen dann ihre landwirtschaftlichen Kenntnisse erweiterten, lernten sie, dass sie Hanfstiele verwenden konnten, um daraus Fasern für Papier, Seile, Kleidung und mehr herzustellen. Man nimmt an, dass die ersten aus Hanf gewonnenen Seile und Papiere um 2.800 v. u. Z. in China entstanden sind. Ferner geht man davon aus, dass der Hanfanbau bereits 8.000 v. u. Z. und damit viel früher begonnen hat.
Die Ursprünge dieses ersten Hanfanbaus reichen bis in die frühen bäuerlichen Ansiedlungen am Fluss Wei und Gelben Fluss in Ostchina zurück. Man geht davon aus, dass das Weben von Hanffasern mehr als 10.000 Jahre zurückreicht, was ungefähr der Zeit entspricht, als die Menschen auch das Töpfern erlernten.
Nach Angaben des US-Hanfmuseums erlangte Hanf für die alte chinesische Gesellschaft eine so große Wichtigkeit, dass China sich "Land des Hanfs und der Maulbeere" nannte, wobei aus letzterer Seide hergestellt wurde. Große alte chinesische Texte wie Das Buch der Lieder und Die Annalen von Lü Buwei führen Hanf als eine der sechs wichtigsten Kulturpflanzen auf, die von den Chinesen angepflanzt wurden.
Die Chinesen bezeichneten Hanf als "ma" (麻). Dieses Wort wird unterschiedlich übersetzt, wobei einige Quellen darauf hinweisen, dass es "Pflanze mit zwei Teilen" bedeutet, was auf den Umstand anspielt, dass Cannabispflanzen männlich oder weiblich sein können. In medizinischen Texten werden Cannabis und Hanf manchmal auch als "da ma" (大麻) bezeichnet, was einige Quellen je nach Kontext entweder als "großer Hanf" oder "große Benommenheit" übersetzen.
Die Chinesen verwendeten Cannabis und Hanf auch als Arzneimittel. Die Praktiken der alten chinesischen Medizin werden Kaiser Shennong zugeschrieben, einem mythischen Kaiser, der das chinesische Volk mit pflanzlichen Arzneimitteln vertraut gemacht haben soll. Das bekannteste Werk, das Shennong zugeschrieben wird, ist das Shennong Bencaojing, ein uraltes Buch, das über 360 Einträgen über Pflanzen und ihre medizinischen Eigenschaften enthält.
Man glaubt, dass die Arbeit von Kaiser Shennong den Grundstein für das Pen Ts’ao gelegt hat, das älteste Arzneibuch der Welt, das Cannabis gegen rheumatische Schmerzen, Darmverstopfung, Malaria und mehr empfiehlt.
HANF IN INDIEN
Hanf soll um 2.000 v. u. Z. von China aus auf den indischen Subkontinent gelangt sein. Cannabis wuchs von Natur aus bereits in den Gebirgsausläufern der Regionen, die heute zu Pakistan, Nepal, Kasachstan und Indien gehören. Dort wurde die Pflanze jedoch auf ganz andere Weise genutzt.
Cannabis spielte in Indien und den umliegenden Regionen eine zentrale Rolle in religiösen und spirituellen Praktiken. Es wurde in verschiedenen alten Texten erwähnt, einschließlich des Atharva Veda, in dem Cannabis als eine von fünf essentiellen Pflanzen beschrieben wird. Laut Dr. Uma Dhanabalan von der Harvard University wurde Cannabis im Einklang mit vedischen Texten zur Verbesserung des Gedächtnisses, zur Bekämpfung von Lepra und vieler weiterer Erkrankungen eingesetzt. Ebenso galt Cannabis als Lieblingsspeise des Hindugottes Shiva.
Weitere mit Cannabis zubereitete Substanzen wie Bhang (ein mit Cannabis zubereitetes Milchgetränk), Charas (eine Art von handgerolltem Haschisch) und Ganja (Cannabisblüten) spielten ebenfalls eine Schlüsselrolle in den religiösen und spirituellen Kulturen dieser Regionen, was auch heute noch der Fall ist.
Ebenso blickt Cannabis als Medizin auf eine reiche Geschichte in Indien zurück. Der Sushruta Samhita, ein alter medizinischer Sanskrit-Text, erwähnt Bhanga (vermutlich Cannabis) als eine Heilpflanze, die bei der Behandlung von Auswurf, Durchfall und Entzündungen helfen kann. Andere indische Texte bezeichnen Cannabis als Schmerzmittel, Aphrodisiakum und mehr. Man nimmt jedoch an, dass die landwirtschaftliche und industrielle Verwendung von Hanf von den Chinesen über den Handel mit Hanffasern, Textilien und ähnlichem mehr nach Indien gelangt ist.
Hanfbauern in Indien pflanzten Cannabis an und setzten die Flachsröste ein, ein Verfahren, bei dem Hanffasern in Wasser eingeweicht werden, was diese aufbricht und für die Verarbeitung vorbereitet. Diese Praxis wird auch heute noch in einigen Teilen der Welt angewendet, in denen man Hanf wegen seiner Fasern anbaut.
HANF: VON EINER EINFACHEN PFLANZE ZUR MACHTVOLLEN HANDELSWARE
Von 800 bis 200 v. u. Z. standen Hanf und Hanfprodukte in ganz Asien im Mittelpunkt eines florierenden Handelsmarktes, der sich bis nach Nordafrika und in den östlichen Mittelmeerraum erstreckte. Um 200 v. u. Z. hatten Cannabis und Hanf schließlich ihren Weg auch ins antike Griechenland und sogar in das Römische Reich gefunden. Bis zum Jahr 500 n. u. Z. hatte sich die Pflanze dann auf dem gesamten europäischen Festland und in ganz Asien verbreitet, wo sie für Seile, Textilien, Medikamente und vieles mehr verwendet wurde.
HANF IN DER FRÜHEN NEUZEIT
Hanf spielte eine wichtige Rolle bei der Entdeckung und Besiedlung der Neuen Welt, insbesondere als Material für Seile, Segel und Takelage auf den Schiffen, die Männer und Frauen nach Amerika, Australien und in andere Weltregionen trugen. Ebenso spielte Hanf eine große Rolle beim Aufbau der Reiche, die sich in dieser Zeit die Weltherrschaft teilten.
Beispielsweise befahl der englische König Heinrich VIII. 1553 englischen Bauern Hanf für das Wachstum seines Imperiums anzupflanzen und bestrafte sie, wenn sie der Anweisung nicht nachkamen. 1616 wuchs Hanf in Jamestown, der ersten dauerhaften englischen Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent. Dort wurde die Pflanze als Brennstoff für Lampen, zur Herstellung von Kleidung sowie für Seile und Takelage im Schiffbau eingesetzt. 1619 beauftragte die Virginia General Assembly als erstes gesetzgebendes Organ der westlichen Hemissphäre die Bauern in den Kolonien, Hanf anzubauen; ein Mandat, das heute allgemein als das erste Cannabisgesetz in der Neuen Welt angesehen wird.
Während des 17., 18. und 19. Jahrhunderts spielte Hanf in den USA weiterhin eine entscheidende Rolle. Von seinem Einsatz für die Herstellung von "Sternbanner"-Flaggen bis hin zur Produktion von Papier für Urkunden, bildete Hanf lange Zeit das Herzstück der US-amerikanischen Entwicklung. So stellte man in den 1850er Jahren bei der US-Volkszählung fest, dass im ganzen Land rund 8.400 Hanfplantagen betrieben wurden.
Aber nicht nur die Amerikaner bauten in der Neuzeit Hanf an. Auch europäische Nationen wie Frankreich, Spanien und die Schweiz bauten in dieser Zeit Hanf an und erkannten sein Potenzial als industrielles Hilfsmittel, Medizin und für weitere Anwendungen.
HANF IM 20. UND 21. JAHRHUNDERT
Das 20. Jahrhundert war eine spannende Zeit für die Hanfpflanze, weil viele Länder auf der ganzen Welt damit begannen, Cannabis und andere Drogen einzuschränken oder zu kriminalisieren. Gleichzeitig haben einige Länder (wie die USA) ihre Hanfindustrie wiederbelebt, als es darum ging, den großen Anforderungen des 2. Weltkrieges gerecht zu werden. Der internationale Krieg gegen die Drogen hat jedoch ein starkes Stigma aufgebaut, das nicht nur Cannabis betraf, sondern sich auch auf Hanf erstreckt und die Hanfindustrie in einigen Ländern schließlich ganz zum Erliegen brachte. Die einst blühende US-Hanfindustrie etwa produzierte ihre letzte Ernte 1957 in Wisconsin.
Einige andere Länder folgten diesem Beispiel. In Deutschland beispielsweise war Hanf von 1982 bis 1996 verboten. Großbritannien hatte sogar schon viel früher ein Verbot ausgesprochen, das von 1928 bis 1993 galt. In der Zwischenzeit gelang es jedoch einigen anderen Ländern, ihre Hanfindustrie am Leben zu erhalten, wozu neben der Schweiz auch zwei der größten Hanfproduzenten Europas gehörten: Rumänien und Frankreich.
HANF IN GEGENWART UND ZUKUNFT
Hanf ist gegenwärtig wieder in den Fokus gerückt. Nach Jahren des Verbots in vielen Ländern der Welt beginnen die Menschen sich wieder mit Cannabis zu verbinden und verstehen, dass die Pflanze viel mehr als nur eine psychotrope Droge ist.
Ein Grund für den Aufschwung der Hanfindustrie ist der aufgehende Stern von CBD. Die Cannabidiol-Branche soll allein in den USA bis 2025 einen Wert von 16 Milliarden US-Dollar erreichen. Und auch die anderen Länder der Welt bewegen sich endlich, um den Anforderungen dieses Booms zu entsprechen.
Das US-amerikanische Landwirtschaftsgesetz von 2018 hat beispielsweise Hanf von der US-amerikanischen Liste der Betäubungsmittel streichen lassen. Dank des enormen Potenzials von CBD als Gesundheits- und Wellnessprodukt bewegen sich Länder wie die USA, Kanada und viele andere endlich wieder, um die uralte Hanfproduktion wiederzubeleben.