By Luke Sumpter

In den letzten Jahren gab es immer mehr Belege für die therapeutische Wirksamkeit von Cannabis. Jahrzehntelang zur Behandlung von Krankheiten wie durch Chemotherapie verursachte Übelkeit eingesetzt und mittlerweile für die Behandlung zweier Arten schwerer Epilepsie[1] herangezogen, tauchen Cannabinoide in der modernen Medizin immer häufiger auf. Daher beschäftigen sich Forscher eingehender mit der Frage, ob und wie Cannabis und seine Derivate für Menschen mit Fibromyalgie von Nutzen sein könnten.

Im Folgenden werfen wir einen Blick auf den aktuellen Stand der medizinischen Forschung, was die Verwendung von Cannabis zur Linderung von Fibromyalgie-Symptomen angeht. Aber lass uns zunächst einen Blick auf die komplexe Erkrankung werfen, die Fibromyalgie darstellt.

WAS IST FIBROMYALGIE?

Fibromyalgie (FM) ist eine Erkrankung, die durch chronische Muskel- und Gelenkschmerzen gekennzeichnet ist und mit verwandten Symptomen wie Müdigkeit, Schlafstörungen sowie Gedächtnis- und Stimmungsproblemen einhergeht. Es ist nicht klar, was Fibromyalgie verursacht, aber man nimmt an, dass die Erkrankung schmerzhafte Empfindungen verstärkt, indem sie die Art und Weise beeinflusst, wie das Gehirn Schmerzsignale verarbeitet.

Oft treten Fibromyalgie-Symptome nach einem körperlichen Trauma wie einer Operation oder einer Infektion auf, sie können jedoch auch durch Stress verursacht sein. Allerdings sind auch Fälle bekannt, in denen sich Fibromyalgie ohne offensichtliche Ursache entwickelt hat. Frauen sind von der Krankheit häufiger betroffen als Männer. Wer die Diagnose FM erhält, leidet oft an Angstzuständen und Depression, und hat häufig auch psycho-physiologische Störungen wie Reizdarmsyndrom, Kiefergelenkserkrankung und Kopfschmerzen.

Es gibt kein Heilmittel für Fibromyalgie, aber verschiedene Behandlungsoptionen, die von Schmerzmitteln über Bewegung bis hin zu Techniken zur Entspannung bzw. Stressreduktion reichen und eine gewisse Linderung bringen können. Könnte Cannabis eine vielversprechende Behandlungsoption für jene sein, die an Fibromyalgie leiden?

DAS ENDOCANNABINOID-SYSTEM

Cannabis steht tatsächlich schon seit geraumer Zeit im Rampenlicht der Pharmaindustrie. Was das Kraut aus medizinischer Sicht interessant macht, ist, dass es hunderte potenziell wertvoller Substanzen enthält, die man als Cannabinoide und Terpene bezeichnet. Für die Forschung ist hauptsächlich die Art und Weise von Interesse, wie diese Verbindungen mit dem Endocannabinoid-System (ECS) im menschlichen Körper interagieren. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk natürlicher Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn, im Nervensystem, im Immunsystem und weiteren Körperregionen. In diesem System gibt es zwei hauptsächliche Cannabinoid-Rezeptoren: CB1 und CB2.

  • CB1 kommt hauptsächlich in Neuronen des Gehirns und des Nervensystems sowie in bestimmten Geweben und Organen wie der Milz und dem Herzen vor.
  • CB2-Rezeptoren hingegen befinden sich hauptsächlich auf Mikroglia genannten Immunzellen, die im Gehirn und Rückenmark anzutreffen sind. Ihre Funktion ist noch weitgehend unklar, sie spielen jedoch eine Rolle bei der Schmerzwahrnehmung im Gehirn, weshalb man annimmt, dass sie eine wichtige Rolle bei der Entstehung chronischer Schmerzen spielen.

CANNABIS UND FIBROMYALGIE

In dem Maße, in dem wir die Funktionen des Endocannabinoid-Systems besser verstehen, werden die möglichen therapeutischen Verwendungen von Cannabis immer deutlicher, was auch den Einsatz bei Erkrankungen wie Fibromyalgie betrifft.

Fibromyalgie ist meist mit den folgenden Symptomen verbunden:

  • Chronischer Schmerz
  • Muskelsteifheit
  • Wunde und schmerzende Gelenke
  • Müdigkeit und Kopfschmerzen
  • Darm- und Blasenprobleme
  • Schlaflosigkeit und Schlafstörungen
  • Depression und niedergeschlagene Laune
THC-A
THC
THC-V
CBN
CBD-A
CBD
CBC-A
CBC
CBG-A
CBG
Analgesis
Pain relief
THC
CBN
CBD
CBC
Anti-inflamatory
Reduces inflamation
THC-A
CBD-A
CBD
CBC
CBG-A
CBG
Anoretic
Suppresses appettite
THC-V
Appetite stimulant
Stimulates appetite
THC
CBD
Antiemetic
Reduces vomiting and nausea
CBD
Intestinal anti-prokinetic
Reduces contractions in the small intestine
CBD
Anixolytic
Relieves anxiety
CBD
Antipsychotic
Tranquilizing, used to manage psychosis
CBD
Antiepileptic
Reduces seizures and convulsions
THC-A
THC-V
CBD
Antispasmodic
Supresses muscle spasms
THC
CBN
CBD
Anti-insomnia
Aides sleep
CBN
CBD
Immunosuppresive
Reduces the efficacy of inmune system
CBD
Anti-diabetic
Reduces blood sugar levels
THC-V
CBD
Neuroprotective
Prevents nervous system degeneration
CBD
Antipsioriatic
Treats psoriasis
CBD
Anti-ischemic
Reduces risk of artery blockage
CBD
Anti-bacterial
Kills or slows bacteria growth
CBD
CBC-A
CBC
CBG
Anti-fungal
Treats fungi infection
CBC-A
CBG
Anti-proliferative
Inhibits cell growth in tumors/cancer cells
THC-A
CBD-A
CBD
CBC
CBG
Bone stimulant
Promotes bone growth
THC-V
CBD
CBC
CBG

Interessanterweise vermittelt das ECS genau die hier aufgeführten Körperfunktionen und Phänomene, was Forscher auf die Idee brachte, Fibromyalgie mit diesem regulatorischen Netzwerk in Verbindung zu bringen.

Dr. Ethan Russo, ehemaliger leitender Berater bei GW Pharmaceuticals und jetzt Direktor für Forschung und Entwicklung am Internationalen Institut für Cannabis und Cannabinoide, behauptet, dass die Ursache zahlreicher Erkrankungen, die durch Cannabis gelindert werden, unzureichende Cannabinoid-Spiegel sein könnten.

Laut Russos wissenschaftlicher Arbeit über klinischen Endocannabinoid-Mangel[2] als mögliche Ursache von Fibromyalgie, Migräne, Reizdarmsyndrom und weiteren behandlungsresistenten Syndromen könnte ein Ungleichgewicht der Cannabinoide in unserem Körper die Kommunikation zwischen dem Gehirn und bestimmten Körperteilen und -funktionen stören. Er erklärt, wie THC für eines der körpereigenen natürlichen Endocannabinoide einspringt – und zwar Anandamid, das die Überempfindlichkeit verringert.

Russo ist jedoch nicht der einzige Forscher, der Studien über die Wirkung von Cannabinoiden als Behandlung für Fibromyalgie durchführt.

AKTUELLE STUDIEN ZUR LINDERUNG VON FIBROMYALGIE-SCHMERZEN MIT CANNABIS

In einer 2019 veröffentlichten Studie mit dem Titel "Sicherheit und Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Fibromyalgie"[3] untersuchten Forscher 367 Fibromyalgie-Patienten, die sechs Monate lang Cannabis verwendeten. Die Forscher wollten herausfinden, ob Cannabis das Potenzial besitzt, bei Schmerzen im Zusammenhang mit der Fibromyalgie zu helfen, und welche möglichen Nebenwirkungen es auf die Patienten haben könnte.

Von den 367 Probanden verblieben 261 in der Studie, da einige Patienten die Untersuchung abbrachen. Die Patienten begannen die sechsmonatige Studie mit einer Grundschmerzintensität von 9,0 auf einer Skala von 0 bis 10. Am Ende der Studie bewerteten sie ihre mittlere Schmerzintensität mit unter 5,0. Darüber hinaus gaben 194 Patienten (81,1%) an, es sei zumindest eine gewisse Verbesserung ihres Zustands ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zu verzeichnen.

Cananbis

Bemerkenswert ist, dass die Patienten in der Lage waren, ihre verschreibungspflichtigen Medikamente während der Einnahme von Cannabis zu reduzieren oder sogar zu ersetzen: 22% der Patienten setzten Opioide ab oder reduzierten sie, während 20% der Patienten weniger Benzodiazepine einnahmen.

2017 veröffentlichte die National Academies Press (NAP) eine umfassende Revision[4] der therapeutischen Wirkungen von Cannabis. Laut der Bewertung deuten wesentliche Hinweise darauf hin, dass Cannabis wirksam ist, wenn es um die Behandlung chronischer Schmerzen bei Erwachsenen geht.

In der 2011 durchgeführten Studie "Cannabiskonsum bei Patienten mit Fibromyalgie: Auswirkungen auf die Linderung der Symptome und die gesundheitsbezogene Lebensqualität"[5] wurden 28 Cannabiskonsumenten gebeten, über die wahrgenommenen Nutzen von Cannabis auf Fibromyalgie-Symptome zu berichten. Ebenfalls beobachtet wurden weitere 28 FM-Patienten, die keine Cannabisnutzer waren. Die Ergebnisse zeigten eine "statistisch signifikante … Verringerung der Schmerzen und der Steifheit, eine Verbesserung der Entspannung sowie eine Zunahme der Schläfrigkeit und des Wohlbefindens [in der Cannabisgruppe]. Der Gesamtwert des psychischen Wohlergehens laut Gesundheitsfragebogen SF-36 war bei Cannabiskonsumenten signifikant höher als bei Nicht-Konsumenten."Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass keiner der Teilnehmer eine Verschlechterung der Fibromyalgie-Symptome durch den Cannabiskonsum feststellte.

In einer Studie von 2018[6] nahmen 25 Personen mit Fibromyalgie an einem placebokontrollierten Test zur schmerzlindernden Wirkung von Marihuana teil. Die Forscher verabreichten drei verschiedene Arten von Cannabis mit jeweils unterschiedlichem THC- und CBD-Gehalt sowie ein Placebo.

Im Ergebnis berichteten 44% der Patienten von einer Schmerzreduktion, die bei 30% lag, während 24% der Probanden angaben, eine Schmerzreduktion von 50% erfahren zu haben. Interessanterweise ergab die Studie, dass keine der Cannabis-Behandlungen eine größere Wirkung auf spontane oder elektrische Schmerzreaktionen hatte als das Placebo, dass aber diejenigen, die Bediol (das neben CBD 13,4mg THC enthielt) erhielten, im Vergleich zu der Placebogruppe eine 30%ige Abnahme der Schmerzwerte (90% gegenüber 55%) erlebten. Dies führte die Forscher zu dem Schluss, dass "Cannabissorten, die THC enthalten, verglichen mit einem Placebo, eine signifikante Erhöhung der Druckschmerzschwelle bewirken".

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Basierend auf diesen Ergebnissen sind weitere Untersuchungen erforderlich, um zu verstehen, ob und welche Cannabinoide zur Behandlung schmerzbedingter Fibromyalgie-Symptome geeignet sind.

CANNABIS GEGEN ANDERE FIBROMYALGIE-SYMPTOME

Bei Patienten mit Fibromyalgie machen Muskel- und Gelenkschmerzen nur eines von zahlreichen potenziell schwächenden Symptomen aus. Mit den Schmerzen gehen oft Schlafstörungen, Depression, Nervosität, Stress und weitere psychische Probleme einher.

Obwohl noch unklar ist, ob Cannabinoide Fibromyalgie in einer großen menschlichen Population auf statistisch signifikante Weise unterdrücken können, gibt es einige Hinweise darauf, dass Cannabis bei Menschen mit Fibromyalgie dazu beitragen kann[7], den Schlaf kurzfristig zu verbessern. Dazu sagt der folgendes längere Textausschnit einiges aus, der aus "Kapitel 4: Therapeutische Wirkungen von Cannabis und Cannabinoiden" stammt und in The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids: The Current State of Evidence and Recommendations for Research (2017) veröffentlicht wurde:

"Es gibt moderate Hinweise darauf, dass Cannabinoid-Medikamente, und unter diesen hauptsächlich Nabiximole, eine wirksame Behandlung zur Verbesserung der kurzfristigen Schlafergebnisse bei Personen mit Schlafstörungen darstellen, die mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom, Fibromyalgie, chronischen Schmerzen und Multipler Sklerose assoziiert sind."

Diese Ergebnisse werden von einer früheren Studie[8] gestützt, die 2010 durchgeführt wurde und die Auswirkungen von Nabilon, einer synthetischen Cannabisform, auf den Schlaf von FM-Patienten untersuchte. Die Forscher fanden heraus, dass Nabilon bei Fibromyalgie-Patienten tatsächlich die Schlafqualität verbessert, und dass eine niedrige Dosis Nabilon vor dem Schlafengehen "als Alternative zu Amitriptylin in Betracht gezogen werden kann".

FAZIT

Nach den hier vorgestellten Informationen zu urteilen, könnte Cannabis bei unserer Suche nach sicheren, kostengünstigen und wirksamen Behandlungen für Fibromyalgie an vorderster Front stehen. Die meisten Hinweise beruhen jedoch noch immer auf reinen Erfahrungsberichten, aber die bisher durchgeführten hochqualitativen Untersuchungen sind ermutigend. Die Forschung ist im Gange, und umfangreichere Studien sind sicherlich in Vorbereitung.

External Resources:
  1. FDA approves first drug comprised of an active ingredient derived from marijuana to treat rare, severe forms of epilepsy | FDA https://www.fda.gov
  2. Clinical Endocannabinoid Deficiency Reconsidered: Current Research Supports the Theory in Migraine, Fibromyalgia, Irritable Bowel, and Other Treatment-Resistant Syndromes https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Safety and Efficacy of Medical Cannabis in Fibromyalgia. - PubMed - NCBI https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. 4 Therapeutic Effects of Cannabis and Cannabinoids | The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids: The Current State of Evidence and Recommendations for Research | The National Academies Press https://www.nap.edu
  5. Cannabis Use in Patients with Fibromyalgia: Effect on Symptoms Relief and Health-Related Quality of Life https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia https://www.researchgate.net
  7. 4 Therapeutic Effects of Cannabis and Cannabinoids | The Health Effects of Cannabis and Cannabinoids: The Current State of Evidence and Recommendations for Research | The National Academies Press https://www.nap.edu
  8. The Effects of Nabilone on Sleep in Fibromyalgia: Results of a Randomized Controlled Trial http://www.med.mcgill.ca
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